Lass dich nicht täuschen!
So erkennst du ein gutes Fertigfutter!
3,2,1… Auf geht’s!
In den letzten Modulen haben wir schon einiges über Futtermittel gehört und jetzt wird es an der Zeit, die gehörten Inhalte zum Thema Fertigfutter ein wenig zu wiederholen und sie in einem prägnanten Text zusammenzufassen. Wenn es dir immer noch schwerfällt, ein gutes Futtermittel zu erkennen, sollte dir dieser Artikel weiterhelfen.
Sind wir nicht dauernd auf der Suche nach dem ultimativen Futtermittel für unsere Hunde? Wir sammeln Eindrücke und hören immer wieder, dass jeder Hersteller das beste Hundefutter überhaupt erfunden und eingeführt hat. Kein Wunder, dass wir verwirrt sind und nicht mehr wissen, wonach wir suchen sollen, worauf wir tatsächlich achten können und wie wir ein qualitativ hochwertiges Futter finden.
Bevor es losgeht, möchte ich das Wort Qualität definieren. Mit Qualität wird folgendes im Text gemeint: Die Gesamtheit der charakteristischen Eigenschaften eines Futtermittels, die für Hund, Herrchen und Frauchen passend sind.
Das sind keine Qualitätsmerkmale
Folgende Merkmale und Aussagen sagen noch nichts bzw. nicht viel über die tatsächliche Qualität aus:
Die angeführte Kategorie der Zutaten
Du nimmst aus dem Fachmarktregal ein Produkt in die Hand und liest hinten auf der Verpackung folgende Kategorien:
- Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse
- Getreide
- Ei und Einebenerzeugnisse
- Früchte
Rechtlich gesehen hat der Hersteller bzw. der für das Futtermittel Verantwortliche alles richtig gemacht. Er ist in der Tat nicht verpflichtet, die Beispiele für die Zutaten (aus welchen Bestandteilen es tatsächlich besteht – Muskelfleisch, Euter, Leber, Herz etc.) anzuführen. (vgl. Academy Skript Nr. 3, Seite 7)
Hier können wir leider nicht sagen, ob es sich um qualitativ wertvolle oder minderwertige Komponenten handelt. Wir wissen es einfach nicht. Informiere dich beim Hersteller, warum er es in einer geschlossenen Deklaration angibt.
Aber bewerte es in diesem Schritt noch nicht negativ oder positiv. Bleib neutral. Kleinere Manufakturen berufen sich beispielsweise darauf, dass sie ihre Rezeptur nicht öffentlich preisgeben wollen. Natürlich ist es für uns als Ernährungsberater mehr Arbeit, herauszufinden, weshalb es geschlossen angegeben wird, aber das sollte uns definitiv nicht abschrecken.
Analytische Bestandteile
Die Weender Analyse und wie diese durchgeführt wird, ist uns bereits bekannt. Mit Hilfe dieser werden die analytischen Bestandteile ermittelt. Also die Werte, wie viel von den einzelnen Nährstoffklassen in dem jeweiligen Produkt enthalten ist. Es wird ermittelt, wie viel an Protein, Fett, KH, Fasern, Asche (Mineralstoffe und Verschmutzungen) und Wasser zu finden ist. Das bedeutet, wir wissen, dass dieses Produkt beispielsweise 11% Rohprotein enthält, aber nicht, in welcher Qualität dieses vorliegt. Es kann sowohl gut oder auch schlecht verdaulich sein und somit auch zu einem Ungleichgewicht im Körper des Hundes führen. Die analytischen Bestandteile geben uns Auskunft über die Quantität, aber nicht über die Qualität der einzelnen Nährstoffe.
Merke: Möchtest du Futtermittel miteinander vergleichen, musst du auf die jeweilige Trockensubstanz zurückrechnen. (Wiederhole hierzu Skript 3, ab Seite 29)
Markengefühl
Du kannst sicherlich zwei bis drei Marken nennen, die du kennst, obwohl du sie noch nie selbst gesehen oder an deinen Hund verfüttert hast. Wenn nicht, wirst du mit der Zeit sicherlich merken, dass Menschen ein bestimmtes Repertoire an Marken haben, denen sie blind vertrauen, oder sie auch sofort als schlecht vermerken und nicht mehr hinterfragen, ob es sich tatsächlich um ein gutes oder eher minderwertiges Futter handelt. Der Futtermittelmarkt bringt wahrscheinlich täglich neue Futtermittel auf den Markt. So ist es mit der Zeit dazu gekommen, dass es viel mehr Marken als Produktionsstätten gibt. Ich lehne mich weit aus dem Fenster und behaupte, dass es sich mittlerweile bei vielen Marken um ein reines Vertriebsgeschäft handelt. Menschen produzieren hauptsächlich gewinnorientiert und das Wohl des Hundes wird hintenangestellt. (Ja, es ist wirklich dramatisch)
Marken und ihre Marketingmenschen schaffen es, Emotionen zu erzeugen, die unser Kaufverhalten ansprechen sollen. Natürlich reagieren wir positiv auf schöne Verpackungen, mit Tränen auf traurige Videos, mit Freude auf ein Geschenk und mit Stolz auf einen Gewinn. Doch genau das sollte uns nicht blind machen. Schau genau hin. Lies, was auf der Verpackung steht. Hinterfrag die Werbetexte. Es ist viel wichtiger, was in der Verpackung drin ist. Es gibt viele kleine Manufakturen, die sich tagtäglich gegen die riesengroßen Konzerne beweisen müssen, die ihr Budget in die Qualität der Komponenten und nicht in das Marketing stecken.
Also: Der Markenname allein ist keine Garantie für ein hochwertiges Produkt. Nur, weil die Marke bekannt ist, ist sie noch lange nicht sofort als gut oder schlecht einzustufen.
Ohne Zusätze
Stimmst du mir zu, wenn ich behaupte, dass Zusätze als extrem negativ bewertet werden? Wenn das Wissen um die Zusätze noch nicht ganz in deinem Gedächtnis gespeichert wurde, kannst du an dieser Stelle in deinem Skript zurückblättern und das Kapitel wiederholen.
Es ist wichtig, festzuhalten, dass der Begriff alleine noch nichts über die Qualität eines Futtermittels aussagt. Zusätze können das Leben eines Hundes retten, oder das Futtermittel zu einem Alleinfutter machen.
Steht auf der Verpackung: Ohne Zusatz von … oder frei von Zusätzen?
Diese beiden Redewendungen haben eine unterschiedliche Bedeutung. Nur wenn „frei von Zusätzen“ deklariert wird, ist das Futtermittel wirklich frei von technologischen, sensorischen oder anderen Zusätzen.
Aber ist das wirklich ein Qualitätsmerkmal? Für mich nicht. Natürlich möchte ich meinem Hund eine möglichst natürliche Nahrung anbieten, aber bei einem Alleinfuttermittel sind Zusätze notwendig, um den täglichen Bedarf an Nährstoffen zu decken. Entscheide immer bewusst, was das Futtermittel bieten muss.
Der Preis
Nein, nein, nein… Der Preis eines Produktes sagt nicht sofort aus, ob es sich um ein qualitativ hochwertiges oder minderwertiges Produkt handelt. Ja, Forschungen haben ergeben, dass wir eher dazu neigen, ein teureres Produkt als hochwertiger anzusehen, aber in der Praxis ist die Qualität nicht immer vom Preis abhängig. Vorsicht, ich möchte hierbei nicht dazu verleiten, zu glauben, dass teure Produkte nicht hochwertig sein sollen. Denn hochwertige Rohstoffe haben auch ihren Preis, der dann auch bezahlt werden sollte. Der Preis sagt im ersten Moment nichts über die Qualität aus.
So erkennst du Qualität
Jeder von uns hat ganz individuelle Ansprüche. Das ist auch gut so und wichtig. Die nächsten Zeilen sollen dir eine Hilfestellung bieten, um ein artgerechtes Futter im Fachmarkt und auch zu Hause beim Öffnen zu erkennen. Sieh es als Leitfaden und entscheide objektiv, ob dieser für dich, deine Hunde und weitere Hunde, die dich in der Beratung erwarten könnten, passend ist. Folgende Punkte sind für den Entschluss, ob es sich um ein qualitativ wertvolles Produkt handelt, in Erfahrung zu bringen. Im Idealfall verbinden wir Natur und Wissenschaft miteinander.
Das Produkt selbst
Hinterfrage, was tatsächlich verarbeitet wurde. Um den Körper gesund am Leben zu halten, braucht es hochwertige Zutaten, die gut vom Körper des Hundes verwertet werden können. Es gibt einen Unterschied, ob der Hund ein Leben lang nur Bindegewebe zu fressen bekommt, oder sein Napf mit Muskelfleisch gefüllt wird (natürlich in Kombination mit weiteren Zutaten).
Hochwertige tierische Proteine mit einem für ihn passenden Aminosäureverhältnis (vgl. Skript 1, Kapitel Proteine, Liebig’sches Fass), tierische Fette als Energieträger, Kohlenhydrate als Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe aus möglichst natürlicher Herkunft bieten eine artgerechte Überlebensgrundlage.
Frage dich selbst: Wie wichtig ist dir das Leben des Schlachttiers selbst? Ist es für dich ein Qualitätsmerkmal, wenn das Tier, das geschlachtet wurde, ein schönes Leben hatte? Oder reicht es aus, dass du weißt, dass ein hochwertiges Muskelfleisch aus der Mast verarbeitet wurde?
Die Qualität der Rohstoffe ist definitiv ausschlaggebend für die endgültige Qualität des angebotenen Futters. Um diese Fragen zu beantworten, helfen ein offen deklariertes Produkt und die Offenheit des Herstellers selbst.
Die Verarbeitung
Gehen wir einen Schritt weiter und konzentrieren uns auf die Verarbeitung selbst. Denn auch diese ist ein wichtiger Faktor, der die Qualität des Futtermittels beeinflussen kann.
Sowohl Hitze, als auch Kälte bringen Veränderungen am Futtermittel selbst mit. Oft sehe ich in Futtermitteln hochwertige kaltgepresste Öle deklariert, die durch die Verarbeitung mit hoher Hitze oder das lange Einlagern bei sehr niedrigen Temperaturen leider an Qualität verlieren, oder gar zu gesundheitlichen Schäden führen können.
Welche Verpackung wurde für das Futter verwendet? Metalldosen, die innen nicht beschichtet sind, oder Verpackungen aus Plastik können Stoffe an das innen gelagerte Futter übertragen, die dessen Qualität mindern.
Beim Herausschaben des Futters können kleine Partikel der Verpackung mitgefüttert werden und im Laufe der Jahre zu einer schleichenden Veränderung des Wohlbefindens führen. Somit ist auch das Verpackungsmaterial ein möglicher Qualitätshinweis.
Das Erscheinungsbild
Wie sieht das Produkt aus, wenn du die Verpackung öffnest? Bei Trockenfutter ist dieses Thema schnell geklärt. Denn hier erkennen wir kaum, was tatsächlich verarbeitet wurde. Die Ausgangsmaterialien sind meistens Mehle, die zu einem Teig geknetet und dann in Form gepresst werden. (vgl. Trockenfutterherstellung – Extruder, Pellets Skript 3, ab Seite 20) Nach dem Vorgang haben wir nur noch 2-3 cm große Bröckchen. Bei Nassfuttern ist es meistens einfacher (aber auch nicht immer).
Ein kleiner Blick auf den Inhalt der Dose kann Aufschluss darüber geben, ob eventuell Emulgatoren oder Verdickungsmittel eingesetzt wurden. Öffnen wir eine Dose, darf es ruhig so sein, dass der Inhalt einem faschierten Laibchen ähnelt, der mit einer Art Kochwasser umgeben ist.
Manchmal werden „natürliche“ Zutaten gewählt, um die Flüssigkeit aufzuziehen (Reis, Kartoffeln, Stärke). Die Flüssigkeit muss nicht zähflüssig sein und darf mit Fett bedeckt sein. Das sich in der Dose oder im Glas befindende Fleisch darf gräulich wirken. Ein qualitativ hochwertiges Futter sollte einem eingekochten Gulasch ähneln.
Die Berechnung
Die Kenntnis über die Qualität der Rohstoffe bildet unsere Grundlage. Aber wir wollen noch mehr wissen. Um ein Alleinfuttermittel einteilen zu können, sollten folgende Fragen beantwortet werden:
- In welcher Menge sind die Nährstoffe enthalten?
- Ist der Bedarf an Nährstoffen gedeckt und ausbalanciert?
- Welche scheinbare Verdaulichkeit weist das Produkt auf?
- Wie viel muss von dem Futter gefüttert werden? – Ist es nährstoffdicht?
Beantwortet man diese Fragen, kann das Produkt je nach Bedürfnis als qualitativ wertvoll oder nicht bewertet werden.
Faktor Hund und Mensch
Qualität kann noch durch andere Faktoren beeinflusst werden. Damit meine ich die individuellen Bedürfnisse, die bei jedem von uns vorliegen. Hunde und Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, was Qualität sein kann. Hunde finden Pansen unglaublich attraktiv und wir wohl eher nicht. Beim Menschen könnte das individuelle Qualitätsempfinden über die entstehenden Kosten wahrgenommen werden. Was kann er leisten, was will er leisten?
Fazit:
Keine Qualitätsmerkmale:
- Geschlossene Deklaration
- Analytischen Bestandteile
- Markenname
- Ohne Zusätze
Qualitätsmerkmale:
- Herkunft der Rohstoffe
- Verarbeitung und Verpackung passend zum Inhalt
- Hohe Nährstoffdichte
- Hohe scheinbare Verdaulichkeit
- Es passt zu Hund und Herrchen
Photos by Pixabay
Über die Autorin, Paulina Adamczyk
Seit über 3 Jahren helfe ich als selbstständige Tierernäherungsberaterin Hunden zu mehr innerem Wohlbefinden – durch artgerechte Ernährung und die Kraft von Heilkräuter, Vitalpilzen und Aromaölen. Keine leichte Mission. Denn jeder von uns und auch unserer Lieblinge hat besondere Ansprüche. Jeder Topf hat seinen Deckel – und jeder Hund seinen Napf! 😉 Daher liegt es mir am Herzen, Hunde mit artgerechter Ernährung zu unterstützen und Frauchen & Herrchen aufzuklären.
Dieses Thema ist für mich sehr interessant ich grübel schon seit Modul 3 was denn nun besser ist. Wenn ausreichend Zusätze angegeben sind, damit ich mir sicher bin, dass auch wirklich alle Nährstoffe enthalten sind?
Oder wenn lieber keine oder nur wenig Zusätze angegeben sind, so dass ich davon ausgehen kann, dass bereits alles soweit natürlich enthalten ist, da ja ein Fertigfutter laut Gesetz den Bedarf decken muss, ich aber nicht nachvollziehen kann, ob es auch wirklich so ist Paulina was meinst du dazu?
Liebe Claudia!
Ich möchte dir noch mehr Input bieten. (Und wahrscheinlich auch noch mehr Unsicherheiten)… Aber ich möchte ehrlich sein. ES GIBT LEIDER KEINE SICHERHEIT!… Wir können dem Hersteller vertrauen, nachfragen und bewusst auf das Produkt achten.
Ich habe bereits MEHRERE Futtermittel „entlarvt“ die nicht mineralisiert wurden und als ALLEINFutter deklariert wurden. DIE WAHRHEIT? Die Kontrollen dahinter sind minimal… Ist es ein kleines Unternehmen mit einer kleinen Chargemenge auch fast komplett unscheinbar für die Behörden. (das stell ich jetzt mal so in den Raum)
Wenn ein Hersteller darauf behaaart, dass KEINE Zusätze in KEINER Form enthalten sind und die Zutatenliste aus zb Pferdefleisch, Leber, Karotten, Kartoffel, Distelöl besteht ist es einfach ZU WENIG und kann niemals ein Alleinfutter sein.
Also… wir können nie zu 100% sicher sein, außer wir kennen den Hersteller, oder vertrauen, oder wir haben die gesamte Tabelle an Mineralisierung.
Alles Liebe
Corina (Co-Trainerin von Dogtisch)