Beste Darmgesundheit für deinen Hund: Das geht auch mit einfachen Lebensmitteln

Während es vor wenigen Jahren noch als unanständig galt, über die Darmtätigkeit zu sprechen, ist das Thema heute salonfähig geworden. Natürlich auch wenn es unsere Hunde betrifft. Nicht selten beobachten Hundemenschen täglich die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge, was dadurch begünstigt wird, dass sie diese aufheben müssen.

Pupsen, Durchfall oder Verstopfung werden oft – und auch zurecht – als Kriterium zur Bewertung des Futters herangezogen. Sind die Würste in schönster Form, dann darf Bello den gewohnten Napf weiterhin leer fressen.

Darm und Verdauung hängen eng zusammen, doch der Darm kann deutlich mehr! Ein ganz wesentlicher Faktor dabei ist die Mikrobiota. Die Mikrobiota ist nichts anderes als das, was wir noch oft Darmflora nennen. Die „Darmflora“ besteht aber nicht aus „Pflanzen“, wie man lange angenommen hat, sondern aus Mikroben. Mikroben sind winzig kleine Lebewesen, sog. Mikroorganismen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Die meisten Mikroben sind Bakterien, Pilze und Viren. 

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Bakterien und Viren ist, dass die Mehrzahl der Bakterien nützlich ist. Auch wenn wir beim Wort Bakterie oft erschrecken, sind sie eigentlich selten pathogen (krankmachend). Ganz anders bei den Viren: Die allermeisten Viren verursachen Erkrankungen.

All diese Mikroben halten sich im Darm deines Hundes auf. Hoffentlich weniger Viren, dafür umso mehr gute Bakterien und Pilze.

Platz frei für gute Mikroben

Um zu helfen, brauchen die meisten Darmmikroben nichts zu tun, außer einfach da zu sein.  Es gibt zwar (vereinfacht gesagt) gute und schlechte Mikroben, doch durch ihre Dichte verhindern die „guten“, dass sich die „bösen“ zu stark verbreiten.

Du kennst ja diese Menschen, die am Buffet erst mal so viel mitnehmen, wie sie tragen können. Die lange Tafel ist ruckzug halb leer. Prompt legen die nächsten Gäste ihre dreckigen Teller und Gläser dorthin, wo eigentlich Platz für leckere Speisen sein sollte. Wenn das Personal das Buffet nicht schnell genug wieder auffüllt, dann sieht es wüst aus!

Das passiert in der Mikrobiota genauso. Die guten Mikroben vermehren sich und belegen so viel Raum wie möglich auf dem Buffettisch, damit er immer reichlich gedeckt ist.  Das nennt man Kolonisationsschutz.  

70 % aller Immunzellen befinden sich im Darm

Das Immunsystem dient der Abwehr von Krankheitserregern, Giften, Eindringlingen aller Art… Um diese Aufgabe zu erfüllen, muss das Immunsystem erst einmal erkennen, was zu bekämpfen ist. Also zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden. So werden z.B. krankheitserregende Viren beseitigt und gesunde Darmbakterien in Ruhe gelassen.

Die angeborene Abwehr (Hautbarriere, Schleimhäute, Niesreflex, Husten…) kann nur grob herausfiltern. Dein Hund wird sich reflexartig kratzen, egal ob ihn eine harmlose Fliege stört oder der Juckreiz durch eine schwere Allergie verursacht wurde.   

Die erworbene Abwehr geht da viel differenzierter vor. Sie wird erst dann aktiviert, wenn sie einen Erreger als „böse“ erkennt.  Hauptagenten der erworbenen Abwehr sind die Leukozyten, also die weißen Blutkörperchen, die die Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Fremdkörper …) in vielen verschiedenen komplexen und aufeinander abgestimmten Prozessen bekämpfen.

Zurück zum Darm: Heute weiß man, dass sich dort 70 % aller Immunzellen befinden. Das darmassoziierte Immunsystem (oder darmassoziierte lymphatische Gewebe –  GALT: gut associated lymphoid tissue) spielt also eine unglaublich wichtige Rolle für die Gesundheit deines Hundes. So auch die Mikrobiota und ihre Mikroben, die dieses darmassoziierte Immunsystem rund um die Uhr stärken und schützen.

Die vielseitig beschäftige Mikrobiota

Lass uns zusammenfassen, welche Aufgaben die Mikrobiota übernimmt

die guten Darmbakterien konkurrieren mit krankmachenden Bakterien. Sind sie zahlreich genug, lassen sie nicht zu, dass Erreger sich ansiedeln und verbreiten.

Sie produzieren antibakterielle Stoffe, die wie ein Antibiotikum aus den eigenen Reihen wirkt.

Sie halten den pH-Wert im Darm konstant: Das ist die Aufgabe der Laktobazillen und Bifidobakterien, die die Milchsäure produzieren und so für ein saures Darmmilieu sorgen.

Sie produzieren Fettsäuren, die die Darmwand schützen.

Sie sind der beste Trainingspartner des Immunsystems, in dem sie es permanent mit neuen Informationen konfrontieren. Fehlt dem Immunsystem diese tägliche Übung, wird es irgendwann nicht mehr zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden. Das ist leider die Grundlage für allergische Reaktionen, Unverträglichkeiten und Autoimmunerkrankungen.

die guten Darmbakterien konkurrieren mit krankmachenden Bakterien. Sind sie zahlreich genug, lassen sie nicht zu, dass Erreger sich ansiedeln und verbreiten.

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Von Anfang an so individuell wie ein Pfotenabdruck

Spannend ist, dass die Mikrobiota fast so individuell wie ein Finger- euh … Pfotenabdruck ist. Man könnte sagen, dass von Anfang an keine Mikrobiota wie die andere ist.

Welpen sind im Bauch ihrer Hundemama absolut keimfrei. Schon der Weg über den Geburtskanal (und die Nähe zum Darmausgang) reicht aus, um das Hundebaby mit einer unglaublichen Zahl von Bakterien zu versorgen. Und genau in diesem Augenblick, also bei der Geburt, entsteht die Mikrobiota deines Hundes.

Durch den Kontakt mit der Hündin, ihrem Fell, ihrer Zunge, mit der Umgebung und mit den Menschen wird sie kontinuierlich mit weiteren Mikroben angereichert. Obwohl sich Mikroben extrem schnell entwickeln, dauert es lange Monate, bis sich die Mikrobiota vollständig entwickelt haben wird.

Und wie entwickelt sich dann das Immunsystem?

Bakterien gelangen total ungefiltert in den Organismus. Es ist erst mal unklar, welche für den Welpen gut oder schlecht sind. Zum Glück ist das Hundebaby perfekt durch die Bakterien, die er mit der Muttermilch aufnimmt, geschützt. Nimmt er „schlechte Bakterien“ auf, so nutzt sein Organismus diese Gelegenheit, um das Immunsystem zu trainieren.  

Die Umstellung auf festes Futter und dadurch auf ganz neue Bakterien ist eine wichtige Etappe. Zum Glück zeigt sich die Mikrobiota sehr anpassungsfähig und sofern das Hundekind artgerecht und ausgewogene gefüttert wird, wird sie diese neuen Herausforderungen problemlos meistern.

Die grundlegende Basis für eine gesunde Mikrobiota ist definitiv eine artgerechte Fütterung. Darunter versteht man ein Futter, das dem Verdauungsapparat deines Hundes entspricht. Wenn dein Hund das zu fressen bekommt, was er am einfachsten verdauen kann, wird seine Mikrobiota im Gleichgewicht bleiben.

Prä- und Probiotika unterstützen die Mikrobiota deines Hundes

Achte also darauf, dass das Futter deines Hundes Prä- und Probiotika enthält. Dazu brauchst du keine besonderen Präparate zu kaufen, denn viele Lebensmittel haben bereits eine sehr positive Wirkung.

Durch die Fütterung von Präbiotika wird das Wachstum nützlicher Bakterien gefördert. Sie dienen sozusagen als „Nahrung“ für Laktobazillen oder Bifidobakterien. Mit diesen Lebensmitteln fütterst du also nicht nur deinen Hund, sondern auch seine Mikroben gesund:

Chicorée
Löwenzahn/Löwenzahnwurzeln
Schwarzwurzeln
Pastinaken
• Artischocken
• Topinambur

Sie enthalten viel Inulin, das aus mehreren Fruktosemolekülen besteht und gut als „Futter für nützliche Bakterien“ geeignet sind.

Anders als Präbiotika sind Probiotika lebende Organismen. Es sind Mikroben, die das Mikrobiom über das Futter erreichen.  Probiotika sind z.B. enthalten in:

Sauerkraut und anderem fermentiertem Gemüse
• Echtem Kefir
• Apfelessig

Du siehst, es ist ganz einfach, das Immunsystem deines Hundes gut zu unterstützen. Alles beginnt mit einer gesunden und ausgewogenen Fütterung. Das ist die beste Garantie für eine gut ausbalancierte Mikrobiota. Die guten Darmbakterien werden die schlechten spielend in Schach halten und dein Hund – so von innen gestärkt – wird lange glücklich und gesund durchs Leben rennen!

Anne Sasson

Anne Sasson ist Tierheilpraktikerin, Ernährungsberaterin und Hundepsychologin.
Am 25. November 2021 findet ihr kostenloser Workshop statt: „So kommt dein Hund gut durch den Winter – Schenk deinem Hund mit natürlichen Mitteln sofort mehr Vitalität“
Link zur gratis Anmeldung:  https://thp-anne-sasson.lpages.co/workshop-immunsystem-org/

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