Katzenernährung: Wo bitte bleibt die Diplomatie?

Warum nur müssen wir in diesen aufgeklärten Zeiten, in der jeder unbegrenzten Zugang zu Wissen erlangen kann, das Thema Ernährung noch immer so kontrovers diskutieren und uns erbitterte Wortgefechte liefern, die jeglichen Respekt dem anderen gegenüber, aber auch ein beherztes Über-den-Tellerrand-schauen vermissen lassen?

Seien wir ehrlich: Es ist unsere Entscheidung, wie wir uns, unsere Kinder, unsere Haustiere ernähren. Wir tragen die Verantwortung – auch für mögliche gesundheitliche Konsequenzen. Dieses „Mach mal“ darf aber nicht als Freifahrtschein gesehen werden für Experimente zu Lasten der Gesundheit, nur weil unser Geldbeutel oder unsere Bequemlichkeit einer gesunden Ernährungsweise entgegenstehen.

Ein Beispiel: Ja, ich habe die Möglichkeit, für meinen Sohn frisch zu kochen und ihm gesunde Pausenbrote mit in die Schule zu geben.

Ich habe aber auch die Möglichkeit, ihn morgens zuckerglasierte Maisflocken und Kakao frühstücken zu lassen, ihm mittags Ravioli aus der Dose zu servieren und abends eine Fertigpizza in den Ofen zu schieben, nachdem er sich nachmittags uneingeschränkt an der Süßigkeiten-Schublade bedienen durfte. Ich kann in ein paar Jahren mit einem lässigen Schulterzucken reagieren, wenn ich ihn mit der Zigarettenkippe oder einer Bierdose in der Hand herumlungern sehe.

Oder ich setze meine Regeln fest, meine Maßstäbe, ich etabliere Qualitätsstandards und unternehme alles, um ihn so gesund wie nur irgend möglich aufwachsen zu lassen. Damit kann ich nicht ausschließen, dass er niemals krank werden wird. Aber ich tue mein Möglichstes, um ihm die besten Grundlagen dafür zu bieten.

Muss ich mich dafür rechtfertigen? Nein.

 

Müssen wir es, wenn wir für unsere Haustiere die bestmögliche, die artgerechteste, die natürlichste Ernährung wollen? Ja, verdammt.

Bei der Vielzahl an Fütterungsmöglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, können wir schon mal den Überblick verlieren. Und natürlich können wir nun komplexe Rechenwege bemühen – der hilfreichste Ansatz ist aber, zunächst zu überprüfen, ob denn das Futter mit den Ernährungsbedürfnissen unseres Haustieres konform geht.

Auch hier Beispiel – diesmal ein sehr abstraktes: Ich möchte mein Leben fortan mit zwei Kaninchen teilen. Leider ist es mir aber zu umständlich, permanent Raufutter wie Heu vorrätig zu haben, den Langohren ständig frisches Gemüse aufzuschneiden und dann auch noch auf die Wiese zu gehen und frischen Löwenzahn und Kräuter zu pflücken.

Also mache ich es ganz anders: Ich besorge mir Wienerle, male sie mit oranger Lebensmittelfarbe an und stecke in ein Ende ein paar Stängel Petersilie, damit es zumindest ganz entfernt an eine Karotte erinnert. Ich werfe ein paar trockene Brotrinden ins Gehege und versuche, den Tieren grün gefärbte Holzspäne als Grundfutter unterzujubeln. Schließlich sind die ja auch pflanzlich, und Kaninchen sind doch Vegetarier. Oder… können wir uns sicher sein, dass das Kaninchen nicht im Laufe der Evolution die Fähigkeit entwickelt hat, auch Fleisch zu fressen…?

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Eine absurde Vorstellung?

 

Ist es, zugegeben. Beim Kaninchen leuchtet uns das ein – warum aber nicht bei unserer Katze?

Die Domestikation der Katze blickt auf einen sehr überschaubaren Zeitraum von knapp 160 Jahren zurück; wenngleich die Katze schon seit knapp 10.000 Jahren an der Seite des Menschen lebt, so begann der Mensch jedoch erst zu Zeiten der Industriellen Revolution, die Katze nach seinen Vorstellungen zu züchten.

In dieser Zeit hatte der Verdauungstrakt der Katze nicht den Hauch einer Möglichkeit, sich umzugestalten – rein physiologisch betrachtet, ist der Magen-Darm-Trakt unseres ausdauernd schnurrenden Sofalöwen also noch derselbe wie der seines wildlebenden Verwandten.

Die Zeitspanne, in der kommerzielles Katzenfutter auf dem Markt ist, ist entsprechend noch kürzer: In den 1960er Jahren wurde die erste Katzenfutter-Linie produziert. Seitdem sehen wir uns mit einem permanenten Wandel konfrontiert: Welchen Stellenwert hat die Katze in unserer Gesellschaft? Welche Zugeständnisse muss man hier ernährungsphysiologisch noch machen – und inwiefern kann man ihren Nährstoffbedarf auch auf anderem Wege decken?

Die Katze ist hinsichtlich ihrer Stoffwechsellage und ihrer Verdauungsleistung noch immer ein reiner Fleischfresser (oder auf schlau: obligater Karnivor), der darauf ausgerichtet ist, Nahrung fast ausschließlich tierischen Ursprungs zu verwerten. Mehr noch: Sie ist darauf angewiesen, um langfristig gesund, aktiv und regenerationsfähig zu bleiben.

Wie darf ich mir also ein Alleinfuttermittel erklären, das überwiegend aus Getreide oder Pseudo-Getreide (hierunter zähle ich auch Reis, Mais etc.), Pflanzenproteinen, pflanzlichen Fetten und einem bunten und potentiell gesundheitsschädigenden Nahrungsergänzungsmitteln synthetischer Herkunft besteht, das als einzigen tierischen Bestandteil ein krudes Gemenge von minderwertigen Schlachtabfällen enthält? Haben sich die Hersteller vielleicht in der Spezies geirrt?

Oder sind wir so überheblich zu denken, dass wir uns über die anatomischen Bedürfnisse eines Lebewesens hinwegsetzen dürfen, nur um unserer Bequemlichkeit willen? Vertrauen wir den Herstellern so blind, dass wir bereitwillig jegliche Verantwortung abgeben – und dann die Verantwortung vor die Füße geworfen bekommen, wenn unsere Tiere aufgrund anhaltender Fütterungsfehler krank geworden sind?

 

Es könnte einfacher sein …

 

Zu welchem Preis schwenken wir von der fleischbasierten Ernährung um auf eine überwiegend vegetarische Nahrungsform, die so viele Verarbeitungsschritte durchlaufen hat, dass ihre Ursprungszutaten unkenntlich und völlig wertlos geworden sind? Was muten wir unseren Tieren mit der Vielzahl an Nahrungsergänzungsmitteln zu, mit dem die Hersteller ihr Analoglfleisch (himmelschreiend verpönt auf unseren Tellern – völlig akzeptabel im Tierfutter) und ihre Trockenfutterpellets imprägnieren?

Sind wir uns eigentlich dessen bewusst, dass wir mit den künstlichen Nahrungsergänzungsmitteln (Supplementen) lediglich Bedarfswerte zu erfüllen versuchen, die unter Laborbedingungen und auf Basis der Fütterung minderwertiger und artwidriger Nahrungskomponenten ermittelt wurden? Inwiefern sind diese überhaupt auf unsere Katzen in ihren verschiedenen Lebensphasen, mit ihren unterschiedlichen Haltungsformen, ihren gesundheitlichen Dispositionen anwendbar?

Es könnte einfacher sein: Eine Nahrung zu gestalten, die wirklich Rücksicht nimmt auf die Bedürfnisse der Katze, auf ihre Verdauungsleistung und ihre Stoffwechselbesonderheiten. Die sich an der Natur orientiert und nicht an Versuchsanordnungen, die von der Realität in einem besorgniserregenden Maße abweichen.

Mag. Franzisca Flattenhutter

Ich bin Franzisca … und wohl der Inbegriff dessen, was man „verrückte Katzenlady“ nennt. Als Tierheilpraktikerin liegt mein Fokus auf klassischer Homöopathie und ganzheitlicher Ernährungsberatung – letzteres darf ich nun in der Online-Ausbildung zum/zur KatzenernährungsberaterIn an dich weitergeben.

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