Beruhigungsmittel für Hunde
Bald ist das Jahr zu Ende – während sich unsere haustierlosen FreundInnen schon auf das tolle Feuerwerk freuen, löst diese Aussicht bei liebenden HundebesitzerInnen eher Panik aus. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber Balou ist zu Silvester immer ganz unrund und hat Angst. Es ist zwar über die Jahre besser geworden, aber ich merke doch jedes Jahr aufs Neue, wie sehr ihn die Sache dann doch belastet.
Weil man ja auch in den entlegensten Gegenden nicht zwangsläufig davor gefeit ist, die eine oder andere Rakete zu hören, denken viele BesitzerInnen darüber nach, ihren Hunden Beruhigungsmittel zu geben. Aber ist das wirklich eine gute Idee? Ich möchte dir in diesem Artikel die Vor- und Nachteile von Beruhigungsmitteln für Hunde aufzeigen und dir einige pflanzliche Alternativen anbieten.
Wann sind Beruhigungsmittel für Hunde empfehlenswert?
Nebenwirkungen von Beruhigungsmitteln für Hunde
Ursachen für Angst beim Hund
Wenn der Hund Angst bekommt, dann muss das nicht unbedingt nur zu Silvester sein. Vielen Hunden machen auch ungewohnte Situationen Angst. Wenn dein Hund beispielsweise noch nie im Auto mitgefahren ist, wird er beim ersten Mal vielleicht mit Panik reagieren.
Auch das Spazierengehen in einer belebten Fußgängerzone oder Veranstaltungen mit vielen Menschen und viel Lärm kann Stress bei Hunden auslösen.
Allerdings ist das nicht bei jedem Hund der Fall. Manche Hunde laufen munter über ein Festivalgelände, während andere schon zusammenzucken, wenn die Nachbarin an der Türe klopft. Dies ist vom persönlichen Charakter deines Hundes abhängig.
Aber auch Erfahrungen, die er gemacht hat, spielen eine wichtige Rolle. Nur so als Beispiel: Hat dein Hund sich einmal schlimm verletzt, während du dir gerade einen Kaffee gemacht hast, kann es sein, dass er schon auf das Geräusch der Kaffeemaschine mit Angst reagiert.
Wann sind Beruhigungsmittel für Hunde empfehlenswert?
Ich persönlich bin kein Fan davon, Hunde sofort mit Beruhigungsmitteln ruhig zu stellen. Immerhin linderst du damit die Symptome, aber nicht die Ursache. Mal ganz abgesehen davon, dass viele Beruhigungsmittel auch von ihren Inhaltsstoffen her nicht ganz ohne sind und den Körper deines Hundes belasten können.
In manchen Situationen, wie beispielsweise an Silvester, kannst du deinem Hund, wenn er wirklich Angst hat, ein Beruhigungsmittel geben. Ich würde es hier allerdings erst mit pflanzlichen Mitteln versuchen, da diese relativ nebenwirkungsarm sind und den Körper nicht zu sehr belasten.
Pharmazeutische Beruhigungsmittel für Hunde werden häufig verteufelt. Dies möchte ich hier nicht tun, da sie in einigen Fällen nötig sein können. Warum den Hund vor akuten Situationen mit seiner Angst allein lassen?
Beispielsweise kann ein solches Beruhigungsmittel vor Ausnahmesituationen wie einer anstehenden Operation, bei starken Schmerzen oder enormen Stresssituationen verabreicht werden. Die Einnahme ist unbedingt mit einem Tierarzt/einer Tierärztin abzuklären!
Nebenwirkungen von Beruhigungsmitteln für Hunde
Der Vorteil von pharmazeutischen Beruhigungsmitteln für Hunde ist ihre schnell eintretende Wirkung. In wenigen Minuten ist die Angst kein Thema mehr.
Was so stark wirkt, muss allerdings auch Nebenwirkungen haben. So treten bei Hunden, die Beruhigungsmittel eingenommen haben, teilweise Schläfrigkeit, Unruhe oder Aggressivität auf. Es besteht außerdem die Gefahr einer Überdosierung, was Leber, Niere und den Magen-Darm-Trakt belasten würde. Wird das Beruhigungsmittel zu oft eingenommen, kann es den Hund sogar abhängig machen.
Aber, ich wiederhole: Ich möchte niemanden verurteilen, der seinem Hund ein pharmazeutisches Beruhigungsmittel anbietet, da dies individuell betrachtet werden muss. Halte dich aber in einem solchen Fall bitte ganz genau an die Vorgaben des Tierarzts/der Tierärztin.
Pflanzliche Beruhigungsmittel für Hunde
Bei natürlichen Beruhigungsmitteln auf pflanzlicher Basis sind deutlich weniger Nebenwirkungen zu erwarten als bei pharmazeutischen, weshalb ich dir empfehlen würde, es auf jeden Fall zunächst mit diesen zu probieren.
Kann ich meinem Hund Baldrian geben?
Diese Frage bekomme ich von meinen KundInnen häufig gestellt. Was bei uns Menschen funktioniert, kann für unsere Hunde ja auch nicht allzu verkehrt sein – es sei denn, es handelt sich um Schokolade!
Um die Frage zu beantworten: Ja, du kannst deinem Hund Baldrian geben. Die Dosierung richtet sich wie immer nach Alter, Größe und Gewicht des Hundes. Frag am besten den Tierarzt/die Tierärztin deines Vertrauens, wenn du dir damit unsicher bist. Sonst probiere bitte immer zu Beginn eine relativ niedrige Dosis, die du bei Bedarf erhöhen kannst.
Baldrian wirkt nicht direkt in voller Höhe, sondern muss kontinuierlich verabreicht werden, um deinen Hund beruhigen zu können. Etwa fünf bis sieben Tage sind eine gute Anwendungsdauer. Wenn dein Hund also zu Silvester zu Angstzuständen neigt, solltest du schon etwa fünf Tage vorher mit Baldrian beginnen.
Lavendel als Beruhigungsmittel für Hunde?
Lavendel liebe ich ja in allen möglichen Formen – weshalb du ihn auch in zahlreichen Rezepten und DIYs von mir findest.
Doch nicht nur für uns Menschen riecht der wunderbare Lavendel einfach ganz toll, er hat auch eine angstlösende Wirkung auf unsere Vierbeiner. Ich persönlich verwende Lavendel gerne als ätherisches Öl, entweder im Diffuser oder als selbstgemachtes Lavendelspray.
Wusstest du, dass man Lavendel auch essen kann? Du kannst deinem Hund, sofern vorhanden, auch ein paar frische oder getrocknete Lavendelblüten übers Futter streuen. Oder du gönnst ihm eine entspannende Massage mit selbstgemachtem Lavendelöl?
Johanniskraut für Hunde
Johanniskraut ist mittlerweile sogar in der Schulmedizin als Heilkraut anerkannt und die stimmungsaufhellende, angstlösende Wirkung wurde in Studien bestätigt. Kein Wunder, dass Johanniskraut auch bei Depressionen empfohlen wird. Auch unsere Hunde können von der Wirkung profitieren.
Die besten Erfolge erzielst du in Kombination mit Baldrian. Auch hier frage bitte deinen Tierarzt/deine Tierärztin nach der richtigen Dosierung und beginne mit einer leichteren Dosis, die du bei Bedarf steigern kannst.
Achtung: Johanniskraut und Baldrian sollten niemals in Kombination mit einem pharmazeutischen Beruhigungsmittel angeboten werden! Hier entstehen enorme Wechselwirkungen, die sogar tödlich sein können!
Bachblüten für Hunde
Auch wenn viele Menschen Bachblüten belächeln, haben doch einige HundebesitzerInnen schon richtig gute Erfahrungen damit gemacht und konnten ihre Lieblinge bei Angst und Stress damit unterstützen.
Bachblüten sind komplett frei von Nebenwirkungen und du kannst sie daher bedenkenlos ausprobieren. Wer weiß, vielleicht helfen sie deinem Hund ja wirklich gut? Bei Angst können beispielsweise die berühmten Notfalltropfen helfen. Aber auch spezielle, auf deinen Hund abgestimmte Mischungen leisten gute Dienste.
Wichtig ist hier nur zu beachten, dass Bachblüten ganz allein nicht alle Angstzustände wegzaubern können. Viel mehr solltest du darauf achten, die Bachblüten in einer angenehmen Atmosphäre zu verabreichen und deinen Hund damit zu unterstützen.
Skills zur Beruhigung deines Hundes
Wie schon oben bei den Bachblüten angesprochen, ist es wichtig, eine angenehme Atmosphäre für deinen Hund zu schaffen, damit er sich optimal beruhigen kann. Damit hast du oft schon einen großen Teil der Arbeit erledigt und dein Hund braucht manchmal gar kein zusätzliches Beruhigungsmittel mehr.
Ich werde dir jetzt einige „Skills“ vorstellen, auf die du in einer Angstsituation zurückgreifen kannst. Diese sind absolut unbedenklich, können aber trotzdem wirklich gute Dienste leisten, also solltest du sie dir gut merken.
Druckaufbau gegen Angst
Keine Sorge, ich spreche hier nicht von psychischem Druck! Viele Hunde fühlen sich automatisch sicherer, wenn sie einen leichten Druck an ihrem Körper verspüren. So kann beispielsweise ein ängstlicher Hund durch etwas kräftigeres Handauflegen des Besitzers/der Besitzerin schon deutlich beruhigt werden.
Manchmal ist es allerdings nicht möglich, deinem Hund ständig die Hand aufzulegen, beispielsweise beim Autofahren. Wenn du beobachtest, dass dein Hund hier immer wieder Angst bekommt, kannst du ihm für die Fahrt ein etwas engeres T-Shirt anziehen. Dadurch fühlt sich dein Hund etwas geschützter.
Vertraute Gerüche schaffen
In unserer Nase sind die meisten Erinnerungen verankert. Kein anderes Sinnesorgan schafft es, so schnell und zuverlässig Erinnerungen und Gefühle hervorzurufen. Das können wir uns bei ängstlichen Hunden zunutze machen.
Hat dein Hund beispielsweise Angst davor, allein zu sein, kannst du ihm ein getragenes Kleidungsstück von dir ins Körbchen legen, an dem er riechen kann. Dein Geruch ist meist vertraut und beruhigt den Hund am besten.
Aber auch Halstücher mit wohlriechenden ätherischen Ölen (hier kommt wieder der Lavendel ins Spiel) können gute Dienste leisten. Wichtig ist nur, dass der Hund den Duft mit positiven Erinnerungen assoziiert. Lass also zum Beispiel gerne Lavendel im Diffuser laufen, wenn ihr miteinander kuschelt.
Gehörschutz und Augenbinde blenden Reize aus
Wenn dein Hund Angst bekommt, liegt das meist daran, dass er mit den Reizen, die auf ihn einströmen, überfordert ist. Da kann es schon sinnvoll sein, einige Reize mittels Gehörschutz und Augenbinde auszublenden. Vor allem ein Gehörschutz kann sinnvoll sein, beispielsweise wenn dein Hund Angst vor Gewitter hat.
Allerdings solltest du damit achtsam umgehen. Wenn du deinem Hund in einer Paniksituation eine Augenbinde aufsetzt, die er nicht kennt, kannst du seine Panik damit auch verstärken und der Schuss geht nach hinten los.
Gib deinem Hund also unbedingt in einer stressfreien Situation die Gelegenheit, sich mit Gehörschutz und Augenbinde anzufreunden.
Desensibilisierung durch Geräusch-CDs
Diese Möglichkeit funktioniert ähnlich wie eine Konfrontationstherapie. Reagiert dein Hund panisch auf Geräusche, beispielsweise bei einem Gewitter, kannst du ihn in einem geschützten Raum langsam daran gewöhnen.
Hierfür gibt es spezielle Geräusch-CDs für Hunde – oder du suchst einfach im Internet nach einer Audiodatei. Dann lässt du die CD oder den Stream laufen – erst ganz leise und mit der Zeit dann immer lauter.
So gewöhnst du den Hund an den angstauslösenden Lärm. Kuschelt euch beispielsweise zusammen aufs Sofa, während ihr den Gewittergeräuschen lauscht. So zeigst du deinem Hund, dass er vor dem Geräusch keine Angst haben muss.
Das ist übrigens auch eine gute Idee für Silvester! Allerdings solltest du hier darauf achten, deinem Hund genügend Zeit zu geben, sich an die Geräusche zu gewöhnen. Etwa zwei Monate braucht er schon dafür.
Fazit: Braucht es Beruhigungsmittel für Hunde?
Nein. Und ja. Unsere Fellnasen sind so individuell wie ihre BesitzerInnen, daher kann und will ich mir kein pauschales Urteil darüber erlauben. Manche Hunde sind so verschreckt, dass sie tatsächlich pharmazeutische Hilfe brauchen – vertraue hier gerne auf die Meinung deines Tierarztes/deiner Tierärztin!
In den meisten Fällen glaube ich allerdings, dass man mit Skills und pflanzlichen Beruhigungsmitteln zur Unterstützung schon einiges erreichen kann! Ich wünsche dir und deinem Hund eine schöne, angstfreie Zeit!
Photo by R+R Medicinals on Unsplash
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Kommentare zum Artikel (2)
2 Kommentare
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Das ist aber interessant, dass Johanniskraut inzwischen sogar bei Hunden eingesetzt wird, um sie ruhiger zu stellen. Ich finde es generell besser zu Naturheilkunde zurück zu gehen, um Heilmittel zu finden. Im Grunde findet sich in der Natur auch wirklich immer ein Heilmittel gegen die Krankheiten, die wir in uns tragen!
Liebe Ulrike,
Vielen Dank für dein Feedback! <3
Ja, wir können ganz viele Kräuter und Pflanzen auch bei Hunden einsetzen, um sie zu unterstützen!
Die Freude ist sehr groß, dass sich immer mehr Menschen mit dieser Thematik auseinandersetzen und ihren Hunden und anderen Tieren die Möglichkeit bieten, mit Natur in Verbindung zu treten, sowohl für den täglichen Auslauf als auch als hilfreiche Maßnahme, wenn sie Unterstützung benötigen! :=)
Alles alles Liebe,
Paulina