5 fundamentale Ernährungsunterschiede zwischen Hunden und Katzen
Der Weg zur artgerechten Hundeernährung scheint entschlüsselt zu sein: Zwar streiten sich die Geister nach wie vor leidenschaftlich darüber, ob nun wirklich BARF, die biologisch artgerechte Rohfütterung, der Königsweg ist oder ob der Hund sich im Laufe seiner Evolution nicht vielleicht doch auch die Fähigkeit angeeignet hat, mit Trockenfutter groß, gesund und glücklich zu werden – im Hinblick auf die Katzenernährung hingegen sind die Stimmen leiser. Und, zugegeben, die Vorurteile lauter und präsenter.
Eine Katze einfach so von ihrer gewohnten Fütterung umzustellen hin zu höherwertigen Dosen oder gar auf Rohfutter? Undenkbar! Sich auf eine bestimmte Fütterungsform einzuschießen, scheint eine der Flausen zu sein, die sich unsere domestizierten Stubentiger in den Kopf gesetzt haben, und die das Zusammenleben oder – im ganzheitlichen oder therapeutischen Kontext – auch das Handling unnötig erschweren.
In einem Online-Forum die Frage nach dem Optimum in Sachen Katzenernährung zu stellen, gleicht dem Versuch, sich in ein Löwengehege zu stürzen und zu versuchen, dort heil wieder herauszukommen: BARF-VerfechterInnen und Trockenfutter-Besessene werden sich heiße Wortgefechte liefern, andere predigen gebetsmühlenartig die Charakteristika eines hochwertigen Nassfutters, manche betonen zaghaft die physiologischen Besonderheiten der Katze und wie man diesen gerecht werden kann.
Die wohl breiteste Front bilden aber wohl alle, die nach zahlreichen Versuchen der Futterumstellung bereits resigniert haben: „Meine Katze frisst aber nur Trockenfutter oder nur Bröckchen in heller Sauce. Sie wird schon wissen, was ihr gut tut.“
Tja. Und nun kommen wir als scheinbar siebengescheite ErnährungsberaterInnen daher und erzählen etwas von artgerechter Ernährung und warum eine Umstellung denn so wichtig und erstrebenswert ist, ganz egal, in welcher Lebensphase und in welcher Gesundheit sich unsere Katze denn nun befindet. Warum ist das bei der Katze denn so außerordentlich wichtig? Was macht die Katze so besonders? Und müssen wir uns das nun wirklich noch antun – eine Ausbildung zum/zur ErnährungsberaterIn für Katzen? Kann man nicht vom Hund auf die Katze …
Nein, kann man nicht. Eine Katze ist kein zu klein geratener Hund. Sie hat ganz andere, sehr ursprüngliche Ansprüche an ihre Ernährung. Welche das sind, erfährst du in diesem Artikel.
Lies den Artikel von vorn bis hinten oder spring direkt zu dem Punkt, der dich am meisten interessiert:
Die Katze ist ein obligater Karnivore
Der Nährstoffbedarf der Katze muss jeden Tag neu gedeckt werden
Der Proteinstoffwechsel von Hund und Katze unterscheidet sich deutlich
Die Katze ist ein obligater Karnivore
Die Katze ist, wie die meisten wissen, ein obligater Karnivor, sprich ein reiner und strikter Fleischfresser. Der Hund, der ja schon seit zehntausenden von Jahren an der Seite des Menschen lebt, konnte sich im Laufe seines Evolutions- und Domestikationsprozesses die Fähigkeit aneignen, auch Kohlenhydrate zu verdauen – bei der Katze blicken wir auf einen recht überschaubaren Zeitraum der professionellen Zucht zurück: Erst seit knapp 160 Jahren greift der Mensch gezielt in die Genetik der Katze ein und formt dieses Tier nach seinen eigenen Vorstellungen.
In diesem sehr überschaubaren Zeitraum hatte der Körper der Katze nicht die Möglichkeit, sich einer neuen Form der Ernährung anzupassen. Unsere Hauskatze, ganz gleich, ob sie nun einem bestimmten Rassestandard entspricht oder nicht, gleicht hinsichtlich ihrer Verdauungsleistung und ihrer Stoffwechsellage ihrem wildlebenden Verwandten.
Um gesund und agil zu bleiben, ist die Katze auf die Aufnahme und die Verstoffwechselung überwiegend tierischer Futterkomponenten angewiesen – betrachten wir ihren Verdauungstrakt, so wird dies zweifellos deutlich: Als reiner Fleischfresser besitzt die Katze einen recht kurzen Verdauungstrakt. Kein Wunder, denn komplexe enzymatische und mikrobielle Zersetzungsprozesse müssen in ihm nicht stattfinden.
Wenn wir sehen wollen, welche Strukturen die Katze als obligaten Karnivoren auszeichnen, so werfen wir zunächst einen Blick in ihr Maul. Die Katze besitzt ein sogenanntes Scherengebiss, in dem die kegelförmigen, sehr scharfen Zähne aneinander vorbeigleiten. Sie nutzt ihre Fangzähne zum Töten und Festhalten der Beute, ihre Schneidezähne, um Fleisch vom Knochen zu schaben, ihre Backenzähne, um Gewebe und Knochen zu zerteilen.
Im ganzen Maul der Katze findet sich nicht eine einzige Zahnstruktur, die auf die Zerkleinerung oder Bearbeitung von Pflanzenfasern oder Getreidekörnern ausgerichtet wäre. Auch besitzt der Speichel der Katze keinen Anteil des stärkespaltenden Enzyms Amylase, wie es beispielsweise bei uns Menschen der Fall ist.
Wir arbeiten uns im Verdauungstrakt noch einen Schritt tiefer vor: Die Katze besitzt, wie auch der Hund, einen einhöhligen Magen. Der Magensaft der Katze nimmt dabei eine Sonderstellung ein – er ist unwahrscheinlich sauer und bietet somit eine erste Instanz oder auch Abwehrbarriere gegen Krankheitskeime und Parasiten jeglicher Art. Nachdem die Nahrung im Magen gewissermaßen desinfiziert wurde und eine erste Anverdauung der Proteine stattgefunden hat, gelangt sie in den Dünndarm. Dort werden dem Nahrungsbrei die Sekrete aus der Leber und der Bauchspeicheldrüse zugegeben.
Wichtig für uns ist zu wissen, dass die Katze nur einen Bruchteil derjenigen Menge des stärkespaltenden Enzyms Amylase produziert, das dem Hund zur Verfügung steht – die Bauchspeicheldrüse der Katze ist mit einer großen Menge an Kohlenhydraten in der Nahrung schlichtweg überfordert. Missachtet man dies, beispielsweise wenn man die Katze überwiegend mit Trockenfutter ernährt oder ihr aber viel Convenience-Food aus dem Supermarkt zur Verfügung stellt, kann es zu chronischen Reizungen der Bauchspeicheldrüse kommen und daraus folgend natürlich zu Entzündungen und Funktionseinschränkungen.
Der Nährstoffbedarf der Katze muss jeden Tag neu gedeckt werden
Um den Unterschied zwischen Hund und Katze hier herauszuarbeiten, sehen wir uns zunächst die Ursprünge an. Der Wolf oder auch der verwilderte Hund geht auf die Jagd, erlegt einen Hasen, ein Reh oder ähnliches, verspeist es mit Haut und Haaren und schlägt sich mit einem Mal den Bauch so voll, dass er problemlos einige Tage fasten kann.
Dies spiegelt sich insbesondere wieder, wenn wir uns mit dem BARFEN beschäftigen – hier ist es durchaus denkbar, den einen oder anderen Fastentag beim Hund mit einzubauen, reine Pansentage zu implementieren oder aber auch vegetarische Tage einzuführen, bei denen der Hund beispielsweise nur seine Gemüseration mit Milchprodukten und Ei erhält. Die Bedarfsdeckung des Hundes muss zwar gewährleistet sein, er ist aber nicht täglich auf die Zufuhr aller Futterkomponenten angewiesen.
Anders ist das bei der Katze: Beobachtungen haben gezeigt, dass die Katze in freier Wildbahn durchaus bis zu 20 kleinere Mahlzeiten pro Tag zu sich nimmt – hierzu zählen wir aber natürlich nicht nur die großen Beutetiere wie Mäuse und Vögel, sondern natürlich auch Insekten, Spinnen etc. Der gesamte Organismus der Katze, insbesondere ihre Leber als zentrales Stoffwechselorgan, ist darauf ausgerichtet, mehrmals pro Tag kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen, die in sich selbst bedarfsdeckend sein müssen.
Im Rahmen beispielsweise einer biologisch artgerechten Rohfütterung setzen wir dies um, indem wir für die Katze ein sogenanntes Komplettfutter zubereiten, das ihr alle benötigten Futterkomponenten wie Muskelfleisch, Innereien, Knochen etc. tagtäglich zur Verfügung stellt.
Eine Katze darf nicht fasten
Hier zeigt sich ein weiterer großer Unterschied zum Hund: Wie wir bereits gehört haben, ist es dem gesunden Hund problemlos möglich, mal den einen oder anderen Tag zu fasten – bei der Katze kann ein strikter Nahrungsentzug ernstzunehmende gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Wenn die Katze aus gesundheitlichen Gründen oder aus Gründen einer übertriebenen Mäkeligkeit ihr Futter vollständig verweigert oder aber sie versehentlich eingesperrt wurde und keinen Zugang zu Nahrung hatte, mobilisiert sie sämtliche Fettreserven aus dem Körper und transportiert sie zur Leber. Vor allem bei übergewichtigen Katzen kann das problematisch werden – sie können innerhalb von 48 bis 72 Stunden der Nahrungskarenz die sog. hepatische Lipidose entwickeln, eine akute Leberverfettung.
Die hepatische Lipidose ist ein Notfall, der intensivmedizinisch betreut werden muss, bei einer raschen und umfangreichen Therapie jedoch gut behandelbar ist.
Im Allgemeinen besitzt die Katze einen hochspezialisierten Leberstoffwechsel, der auf zahlreiche kleine Mahlzeiten pro Tag angewiesen ist.
Der Katze ist es nicht möglich, ihren Proteinbedarf in Hungerphasen zu regulieren; bei ihr sind bestimmte Leberenzyme (Transaminasen, Desaminasen) stets aktiv, daher ist die Katze im Vergleich zum Hund auf eine höhere Proteinzufuhr angewiesen. Der Hund wiederum ist imstande, in längeren Fastenperioden sein Enzymsystem zu regulieren und auch über andere Stoffwechselprozesse seine Energie zu gewinnen.
Ein anhaltender Eiweißmangel kann dazu führen, dass die Katze beginnt, körpereigene Proteinstrukturen zu verstoffwechseln, es kommt also zum fortschreitenden Muskelabbau. Leider ist dieses Phänomen gar nicht so selten: Vor allem bei Tieren, die mit minderwertigen Fertigfuttermitteln oder auch absichtlich proteinreduzierten Futtermitteln ernährt werden, kann man einen fortschreitenden Verlust der Körperstruktur erkennen. Bei unseren immer älter werdenden Tieren ist dies sehr problematisch, da sich der Eiweißmangel auf alle Körperfunktionen auswirken kann.
In diesem Kontext muss nun auch das Stichwort Glukoneogenese fallen: Die zentrale Energiequelle für unseren obligaten Karnivoren Katze ist Fett. Steht ihr aber in der Fütterung eine zu geringe Fettmenge zur Verfügung oder aber wird sie überwiegend mit proteinhaltigen Lebensmitteln ernährt, muss die Katze Aminosäuren zur Energiegewinnung heranziehen.
Langfristig hat dies schädigende Auswirkungen unter anderem auf die Nierenfunktion – eine Problematik, die vor allem dem Barfen als sehr fleischlastiger und vermeintlich übertrieben proteinreicher Fütterungsform angelastet wird.
Der Proteinstoffwechsel von Hund und Katze unterscheidet sich deutlich
Bei der Katze ist der Aminostickstoff limitierend. Die Katze benötigt den Stickstoff unbedingt, um die nicht-essentiellen Aminosäuren in ihrem Organismus herstellen zu können. Ist die Nahrung zu stickstoffarm, so muss die Katze die essentiellen Aminosäuren aus ihrer Nahrung abbauen, um ihren Stickstoffbedarf zu decken – es kommt in der Folge also zu einem relativen Mangel an essentiellen Aminosäuren.
Im Stoffwechsel der Katze spielt auch die essentielle Aminosäure Arginin eine wichtige Rolle – im Gegensatz zum Hund kann die Katze Arginin nicht selbständig synthetisieren, sondern muss diese Aminosäure aus der Nahrung aufnehmen. Im Harnstoffzyklus ist Arginin zentral beteiligt, da ohne diese essentielle Aminosäure Ammoniak nicht zu Harnstoff umgebaut werden kann. Bei einem absoluten Argininmangel kommt es zu einem Anstieg an Ammoniak im Blut, was beim betroffenen Tier Vergiftungssymptome hervorrufen kann.
Die wohl bekannteste essentielle Aminosäure bei der Katze ist das Taurin, das auch in der konventionellen Fertigfütterung eine wichtige Rolle spielt, da Taurin vor allem die Gesundheit des Herzmuskels fördert, aber auch die Gesundheit der Augen und des Nervensystems. Im Gegensatz zum Hund kann die Katze Taurin nicht selbständig synthetisieren, sie ist auf eine regelmäßige und ausreichende Taurinzufuhr über die Nahrung angewiesen.
Die Katze hat von Natur aus einen sehr hohen Taurinbedarf, der aber durch den Verzehr von Mäusen wunderbar gedeckt werden kann, da eine wildlebende Maus sehr taurinhaltig ist. Da verschiedene Katzenrassen wie beispielsweise die großrahmige Maine Coon genetisch zu degenerativen Erkrankungen des Herzmuskels neigen, sollten diese mit einem erhöhten Tauringehalt in der Nahrung versorgt werden.
In der biologisch artgerechten Fütterung gewinnt die Katze ihr Taurin überwiegend aus dem Verzehr von rotem Muskelfleisch und Innereien, allerdings kann jeder Verarbeitungsschritt, beispielsweise das Erhitzen des Futters oder aber auch das Einfrieren des Fleischs, zu einer Reduktion des Tauringehalts in der Nahrung führen.
Besonders taurinhaltig ist Herzfleisch, vor allem Lammherz. Als Supplement wird beim Barfen Taurin in Pulver- oder Tropfenform zugesetzt, auch Grünlippmuschelextrakt wird als Taurinsupplement diskutiert; da es aber nur einen äußerst geringen Tauringehalt besitzt, ist seine Anwendung meist problematisch.
Auch hinsichtlich des Fettsäurenstoffwechsels sind deutliche Unterschiede zwischen Hund und Katze bekannt. Die Katze hat als obligater Karnivor natürlich einen besonders hohen Bedarf an wertvollen und für sie hochverdaulichen Fettsäuen – Fett dient der Katze als zentrale Energiequelle. Im Gegensatz zum Hund ist es der Katze aber nicht möglich, die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA aus Alpha-Linolensäure zu bilden.
Ebenfalls ist die Katze nicht imstande, Arachidonsäure als Linolsäure zu synthetisieren; ihre Versorgung mit Arachidonsäure muss also über die Ernährung sichergestellt sein. Bei einer fleischbasierten Ernährung, wie wir sie ja bei einer biologisch artgerechten Fütterung anstreben, stellt dies kein Problem dar, da die Arachidonsäure unter anderem im Muskelfleisch in einer ausreichend hohen Mengen enthalten ist.
In der freien Natur deckt die Katze ihren Bedarf an den Fettsäuren EPA und DHA problemlos durch die Aufnahme der erlegten Beutetiere. Wenn wir der Katze aber, wie es leider in den meisten Fällen zutrifft, Fleisch aus konventioneller Tierhaltung vorsetzen, so ist das Fettsäurenverhältnis zugunsten der potentiell gesundheitsschädigenden Omega-6-Fettsäuren verschoben.
Wir müssen hier also die zellschützenden und gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren beispielsweise in Form von Lachsöl oder einem anderen hochwertigen Fischöl zusetzen, um einen Fettsäurenausgleich zu schaffen.
Wichtig ist hier zu wissen, dass die Katze fast ausschließlich Fette und Öle tierischer Herkunft verstoffwechseln kann – ihre Toleranzgrenze ist dabei deutlich geringer als beim Hund. Eine Ausnahme bilden bei der Katze nur das Nachtkerzenöl und das Borretschöl, die aber vor allem im therapeutischen Kontext eingesetzt werden, beispielsweise bei Veränderungen von Fell und Haut, aber auch bei allergischen Dispositionen.
Die Katze kann mit Kohlenhydraten nichts anfangen
Der Hund hat sich im Laufe der Evolution die Fähigkeit erarbeitet, einen gewissen Anteil an Pflanzen, aber auch Kohlenhydraten umzusetzen – vorausgesetzt, diese Anteile sind entsprechend zubereitet. Aus diesem Grund können die BARF-Rationen eines gesunden Hundes durchaus zu 20 bis 30 % aus Gemüse und Obst und zum Teil auch Getreide bestehen.
Die Katze hingegen hat diesen Evolutionsprozess nicht durchlaufen. Bedenkt man, dass die Katze seit gerade mal knapp 160 Jahren aktiv vom Menschen gezüchtet wird, ist es nicht verwunderlich, dass sich an ihrer Physiologie und ihrer Stoffwechsellage noch kaum etwas geändert hat. Bei jeglicher Ernährungsform und jeglichem Fütterungskonzept müssen wir uns dies vor Augen halten und bewusst machen, selbst wenn es inzwischen Fertigfuttermittel gibt, die der Katze ihre Eigenart als obligater Karnivore streitig machen und sie wie einen Vegetarier ernähren wollen.
Kohlenhydrate spielen in der artgerechten Ernährung der Katze zur Energieversorgung nur eine sehr geringe Rolle; oder formulieren wir es genauer: Die Katze hat keinerlei physiologischen Bedarf an Kohlenhydraten, weder zur Energieversorgung noch für ihre sonstigem Stoffwechselprozesse. Der pflanzliche Anteil dient der Katze lediglich zur Stimulation ihrer Darmmotorik und der Ernährung und Unterstützung der Darmflora.
Zu hohe Kohlenhydratmengen führen bei der Katze zu Fehlgärungen im Magen-Darm-Trakt und zur Entstehung von sauren Durchfällen, den sogenannten osmotischen Durchfällen. Auch stehen sie im Verdacht, die Bauchspeicheldrüse der Katze über Gebühr zu reizen und so chronische Entzündungszustände hervorzurufen.
Beim Barfen, aber auch bei hochwertigem Nassfutter wird daher der pflanzliche Anteil gerade mal in der Menge angesetzt, die man auch im Magen oder Darm des Beutetiers vorfinden würde – wir berechnen hier maximal 5 % der Gesamtration. Diese sollte aus püriertem oder auch fein geraspeltem Gemüse bestehen. Auf Getreide, ganz egal in welcher Form, sollten wir bei der artgerechten, naturnahen Katzenernährung besser verzichten.
Abschließend möchte ich noch auf weitere Unterschiede in der Nährstoffversorgung eingehen:
• Im Gegensatz zum Hund ist die Katze nicht imstande, das Betacarotin aus Gemüse in Vitamin A umzuwandeln, hierfür fehlt ihr ein Darmenzym. Die Katze muss ihren Vitamin-A-Bedarf über den Verzehr tierischer Nahrungsmittel decken.
• Ebenso wie beim Hund spielt die lichtabhängige Vitamin-D-Synthese bei der Katze nur eine untergeordnete Rolle – und ebenso wie der Hund muss die Katze ihren Vitamin-D-Bedarf über die Aufnahme beispielsweise von Leber, fettem Fisch oder auch Dorschlebertran decken.
• Der Niacin-Bedarf der Katze ist doppelt so hoch wie der des Hundes, weil die Katze Niacin nicht aus der essentiellen Aminosäure Tryptophan synthetisieren kann – wir erinnern uns: Niacin ist das sogenannte Vitamin B3 und primär an der Verstoffwechselung von Nahrungsfetten und der Glykolyse (Energiegewinnung aus Glycerin) beteiligt. Es dient darüber hinaus der Produktion verschiedener Hormone im Körper wie beispielsweise Insulin zur Regulation des Blutzuckerspiegels.
Häufig missinterpretiertes Fressverhalten
Du hast bis hierhin durchgehalten? Wunderbar! Als besonderes Goodie habe ich noch ein paar Unterschiede hinsichtlich des Fressverhaltens herausgearbeitet, die oftmals missinterpretiert oder auch im BeraterInnenalltag zu wenig beachtet werden.
Die Katze trinkt „zu wenig“
Beginnen wir damit, einen altgedienten Mythos aus der Welt zu schaffen: Eine Katze trinkt nicht ausreichend. Eine Katze trinkt zu viel, sollte das dem/der BesitzerIn ins Auge fallen. Denn der Organismus unseres Stubentigers ist nicht dazu ausgerichtet, seinen Flüssigkeitsbedarf über die aktive Wasseraufnahme zu decken.
Als ehemaliger Steppenbewohner ist der Organismus der Katze darauf ausgerichtet, einen Großteil seines Feuchtigkeitsbedarfs über die Nahrung zu decken. Aufgrund der herausragenden Filtrationsleistung ihrer Nieren ist die Katze imstande, während des Verdauungsprozesses eine beträchtliche Menge Flüssigkeit zurückzuhalten, sodass sie nur wenig Flüssigkeit verliert und im gesunden Zustand mit einer sehr geringen Menge zusätzlich aufgenommenen Wassers zurechtkommt.
Grundsätzlich gewinnt die Katze ihren Wasserbedarf über das Futter und die zusätzliche Wasseraufnahme durch das aktive Trinken; innerhalb des Verdauungsprozesses steht ihr aber auch das Wasser zur Verfügung, das bei der Verbrennung (Oxidation) von energiereichen Nährstoffen abgespalten wird, vor allem bei der Verstoffwechselung von Nahrungsfetten.
Wissenschaftliche Untersuchungen gehen von einem relativen Flüssigkeitsbedarf der Katze von 30 bis 50 ml pro kg Körpergewicht aus. Der tatsächliche Wasserbedarf des Tieres ist jedoch von verschiedenen Faktoren abhängig: von Bedeutung sind die körperliche Aktivität des Tieres, seine Körperstatur, die Beschaffenheit seines Fells und die Außentemperatur.
Großen Einfluss auf den Wasserbedarf nimmt die Fütterung: Während eine Katze aus einer artgerechten Rohfütterung beziehungsweise aus einem hochwertigen Nassfutter rund 70 bis 80 Prozent ihres Feuchtigkeitsbedarfs auf physiologischem Wege über die Fütterung decken kann, gelingt ihr das bei einer überwiegenden oder reinen Trockenfütterung nicht. Um Trockennahrung verdauen zu können, muss die Katze die etwa vierfache Menge an Wasser aufnehmen, was ihrem Naturell gänzlich widerspricht und auf lange Frist schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich ziehen kann.
Ein auffälliges Trinkverhalten bei der Katze kann darüber hinaus auf eine zugrundeliegende Erkrankung hinweisen; die üblichen Verdächtigen sind hier insbesondere die Nieren und die ableitenden Harnwege – aber auch bei einem Diabetes mellitus kann das Durstgefühl der Katze sehr ausgeprägt sein.
Die Futterprägung
Ein weiterer Mythos ist die Futterprägung: Die Katze ist von Natur aus nur mit einer geringen Anzahl an Geschmacksknospen auf der Zunge ausgestattet. Sie besitzt auf ihrer Zunge nur etwa 400 bis 500 Geschmacksknospen – dies entspricht etwa einem Fünfundzwanzigstel der Menge an Geschmacksknospen, die uns Menschen zur Verfügung stehen.
Die Katze kann die Geschmacksrichtungen salzig, bitter, sauer und umami („fleischig“) wahrnehmen, die Geschmacksrichtung süß ist für die Katze nicht erkennbar. Dass viele Futtermittelhersteller ihren Produkten dennoch Zucker zusetzen, hat meist optische Gründen und beeinflusst darüber hinaus den Blutzuckerspiegel und folglich den Appetit der Katze. Tatsächlich ist für die Akzeptanz von Futtermitteln bei der Katze primär der Geruchssinn und weniger der Geschmackssinn verantwortlich – ein Grund dafür, dass die Tiere das Fressen einstellen, sobald sie im Rahmen eines Infekts der oberen Atemwege ihren Geruchssinn verlieren.
Lernt nun eine Katze von Welpenbeinen an, dass Futter immer intensiv riechen und folglich auch intensiv schmecken muss, um wirklich fressbar zu sein, so kann dies im späteren Leben die Umstellung auf eine hochwertige Nahrung, die auf den Zusatz von Aromastoffen verzichtet, unnötig erschweren. Wir treffen auf dieses Phänomen sehr häufig bei Rassekatzen, denen direkt nach dem Absetzen der Muttermilch Convenience-Katzenfutter vorgesetzt wird und die Zeit ihres Lebens kein anderes Futter mehr fressen wollen.
Lass uns einen Unterschied machen!
Für ganzheitliche KatzenernährungsberaterInnen können diese Fälle schwer zu knacken sein – im Interesse der Katzengesundheit aber sollte alles nur Erdenkliche unternommen werden, um die Katze von ihrem Junkfood aus dem Supermarkt weg hin zu einer artgerechteren Form der Ernährung umstellen zu können. Hierfür stehen uns eine Reihe von Tricks und Kniffen zur Verfügung, die wir in diesem Rahmen aber nicht allesamt ansprechen können.
In der Online-Ausbildung zum/zur KatzenernährungsberaterIn werden wir mit all den Mythen und Vorurteilen gegenüber unserem domestizierten Raubtier Katze aufräumen und so den Grundstock legen für eine nachhaltige und ganzheitliche Katzengesundheit.
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