Warum nicht jede/r HundetrainerIn auch gut ist
Mal gleich vorweg ein paar Infos 😉
Bevor ich die Frage beantworten will, möchte ich allen Interessierten ein paar Gedanken mitgeben. Für jede Hundetrainerin/jeden Hundetrainer ist Weiterbildung ein Um und Auf. Jeder Kurs, ob es nun ein Erste Hilfe Kurs, ein Medical Training Seminar, ein Kurs zur artgerechten Ernährung oder auch Kurse für die eigene Selbstständigkeit, bringt die Erweiterung des eigenen Horizonts und damit auch die Profilierung des eigenen Leistungsangebot.
Wichtig dabei ist, dass es keine vorgeschriebenen Kurse gibt. Arbeitserfahrung sammelt der angehende Hundetrainer/die angehende Hundetrainerin möglicherweise in einem Verein oder bei anderen Trainern/Trainerinnen. Das funktioniert aber im Endeffekt immer nur mit Goodwill.
Kurspreise sind auch immer ein Kriterium an dem sich HundehalterInnen orientieren, sind aber auch so eine Sache für sich selbst. Es gibt nicht einmal eine Bandbreite, die ich guten Gewissens nennen könnte. Da kommt es nämlich auch immer auf unterschiedliche Faktoren an. Muss der Trainer/die Trainerin davon leben? Ist es im Rahmen eines Vereins? Welche Kosten müssen getragen werden? Wieviele HundetrainerInnen arbeiten jeweils zusammen? Das waren nur einige Beispiele.
Kann es DIE gute Hundetrainerin/DEN guten Hundetrainer geben?
Und welche Kriterien bestimmen, ob ein Hundetrainer gut ist oder nicht?
Lass uns diese Sache einmal ganz nüchtern betrachten:
Klar, nicht jede/r HundetrainerIn, ist gut.
Kann auch gar nicht so sein. Jeder Mensch ist anders und auch jedes Tier ist anders. Schon allein deshalb passt nicht jede/r HundetrainerIn zu dir und deinem Hund. Das ist der individuelle Aspekt der Sache.
Aber gibt es andere Kriterien die bestimmen, wann ein/e HundetrainerIn gut ist und wann nicht? Ich finde schon. Und ich weiß, dass ich mich mit dieser Aussage nicht ganz so beliebt mache.
Aber auch ich war vor einigen Jahren „nur“ eine Hundebesitzerin auf der Suche, nach der/dem passenden HundetrainerIn.
Und ich wünschte mir, dass es diesen Blogartikel schon damals gegeben hätte.
Dadurch hätte ich mir echt ein paar üble Hundetrainings-Stunden erspart können.
Worauf du bei er Wahl deines/deiner HundetrainerIn achten solltest, habe ich für dich in diesem Blogartikel zusammengefasst.
Gesetzliche Voraussetzungen & gute Ausbildungsstätten
Gehen wir einmal einen Schritt zurück ganz an den Anfang und stellen uns die Frage aller Fragen: Gibt es eine einheitliche, staatlich anerkannte Ausbildung für HundetrainerInnen? Welche Anforderungen sind denn da zu erfüllen und wer prüft das?
Weder in Österreich, Deutschland noch in der Schweiz gibt es eine normierte HundetrainerInnen-Ausbildung. Auch wenn in Deutschland im §11 TierSchG ein Sachkundenachweis gefordert wird, gibt es aber keine bundesweit einheitliche Regelung. Es ist daher sinnvoll, sich an das zuständige Veterinäramt zu wenden um die Details zu klären.
Wie unterscheidet sich ein/e HundetrainerIn vom Rest der Welt? Für Österreich gibt es da zwei Qualifikationen, die das Augenmerk auf die artgerechte, tierschutzkonforme Ausbildung und den neuesten Stand der Hundewissenschaften gelegt haben.
Die freiwillige Qualifikation, die auch im Tierschutzgesetz zu finden ist:
TSchG § 14. (2) Personen, die Hunde ausbilden und hierfür eine besondere Qualifikation erwerben (tierschutzqualifizierte HundetrainerInnen), müssen hierfür eine Prüfung durch eine Institution nachweisen, die eigene wissenschaftliche Tätigkeit im Bereich Veterinärmedizin, Ethik in der Mensch-Tier-Beziehung und Kognitionsforschung, betreibt.
Eine entsprechende Prüfung kann an der Koordinierungsstelle tierschutzqualifizierte/r HundetrainerIn an der Veterinärmedizinischen Universität Wien abgelegt werden. Dazu bedarf es zusätzlich zwei Jahre Berufspraxis.
Zum anderen gibt es den „Universitätslehrgang Angewandte Kynologie“ an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Dort werden akademisch geprüfte Fachkräfte ausgebildet. Dieser Universitätslehrgang dauert 4 Semester.
Arbeiten nach dem Tierschutzgesetz
Jedes Land in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) hat ein Tierschutzgesetz, bzw. eine Tierschutzverordnung. Geregelt wird hier das Verhalten unseren lieben vierbeinigen Mitbewohnern gegenüber, und was bei deren Ausbildung erlaubt ist und was nicht. Mancherorts bedarf es der Zustimmung der Behörde (etwa §11 TierSchG Deutschland). In Österreich müssen Hundetrainer nach dem §14 TSchG arbeiten, eine staatliche, und damit rechtlich verbindliche, Prüfungsanforderung gibt es aber in diesem Fall noch nicht.
In jedem der drei Länder gilt: „Es ist alles das erlaubt was nicht explizit verboten ist“. Jede/r HundehalterIn aber auch jede/r TrainerIn muss sich an das Tierschutzgesetz halten. Tut sie/er das nicht, gibt es entsprechende Konsequenzen. Das Strafmaß ist im Tierschutzgesetz beziehungsweise in der jeweiligen Tierschutzverordnung bestimmt. Das geht von Geldstrafen bis zu Gefängnisstrafen.
Es ist also für jede/n HundetrainerIn ratsam, sich mit den nationalen Gesetzen zu beschäftigen.
Ausbildungsmethoden die gute HundetrainerInnen nicht nutzen
Zum besseren Verständnis will ich dir einen Einblick in die tägliche Arbeit der HundetrainerIn geben. Bis vor einigen Jahren gab es keinerlei Vorgaben dafür, wie ein Hund trainiert wird bzw. mit welchen Gegenständen und Hilfsmitteln dabei gearbeitet werden darf. Daher war das Ausüben sogenannter „Zwangsmethoden“, auch „aversive Methoden“ genannt, im Training beziehungsweise bei der Ausbildung zur/zum HundetrainerIn, aber auch im Hundetraining selbst, etwas völlig Alltägliches.
Zum Beispiel:
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- die Verwendung von Zughalsbändern, die dem Hund das Atmen erschweren
- Elektroschockhalsbänder, die einen Schmerzreiz verursachen
- Schläge oder Tritte
Das Trainieren der Basissignale wie z. B. „Sitz“ und „Platz“ erfolgte vorrangig mit negativer Verstärkung oder positiver Bestrafung.
In der Online-Ausbildung zur/zum HundetrainerIn der Dogtisch Academy werden wir uns diese Methoden in der Theorie objektiv ansehen, damit du den Gedankengang dahinter verstehst und mitreden kannst, wenn das Thema angesprochen wird. Wir selbst empfehlen die Nutzung dieser Methoden aber nicht. Denn die Nutzung dieser Methoden ist nach heutigem Wissensstand suboptimal und definitiv nicht der geeignete Weg, einen Hund zu trainieren.
Du fragst dich, warum überhaupt jemals HundetrainerInnen mit aversiven Methoden gearbeitet haben?
Weil sie augenscheinlich zu schnellen „Erfolgen“ führen! Jedoch lernt der Hund hierbei meist kein Alternativverhalten. Das heißt, er weiß bestenfalls was er lassen soll, aber nicht, was er stattdessen tun könnte. Außerdem kann, meiner Meinung nach, kein/e TrainerIn der Welt versichern, dass der Hund die Strafe richtig versteht.
Im Gegensatz dazu steht die positive Verstärkung. Hier kannst du eigentlich recht wenig falsch machen. Hierbei erhält der Hund positives Feedback für Dinge, die er gut macht. Um das positive Verhalten des Hundes zu belohnen, wird das Feedback mit einem angenehmen Reiz verknüpft. Der Hund bekommt also ein Alternativverhalten gelehrt: Anstatt auf unerwünschtes Verhalten zu warten und dieses sodann zu bestrafen, wird umgekehrt freiwillig gezeigtes erwünschtes Verhalten, positiv bestärkt.
Ein paar Beispiele für gewaltfreie Methoden (mehr in meiner Online-Ausbildung):
-
- Klassische Konditionierung und Gegenkonditionierung
- positive Verstärkung
- differenzielle Verstärkung
- Modifikation der Auslöser
- Desensibilisierung
Du siehst, im Prinzip gibt es zwei grundsätzliche Ausbildungsmethoden: aversive, also mit Druck, Angst bzw. Zwang, und gewaltfreie Methoden. Keine der Ausbildungsmethoden gibt es aber wirklich in Reinform.
Dein Hund lernt aus seinem Verhalten und der Reaktion, die darauf folgt. Dein Hund kennt den Unterschied zwischen richtig und falsch nicht. Er kann nur unterscheiden, was sich für ihn lohnt und was nicht.
Das kann jetzt sein, dass du ihn bestrafst oder belohnst. Bei Strafen musst du unbedingt beachten, dass die Sache nach hinten losgehen kann. Kennst du aber selbst auch, oder? Ich bin ganz sicher, dass du dich immer an die Geschwindigkeitsbeschränkung hältst, zumindest, wenn die Polizei in der Nähe ist. Und nicht anders ist die Sache mit deinem Hund. Der macht dann auch nur, was du willst, wenn du da bist. Außerdem kann „psychische oder physische Gewalt“ dazu führen, dass das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Hund gestört wird.
Also besser die gewaltfreie Variante wählen, da kann man weniger falsch machen.
Es geht nicht um dich, sondern um *euch*
Jetzt kommen wir zur Arbeit deiner Hundetrainerin/deines Hundetrainers.
Ganz wichtig vorab?
Ein/e HundetrainerIn arbeitet nicht für dich.
Sie/er arbeitet mit dir – mit dir und deinem Hund. Daher ist es für dich auch wichtig zu verstehen, was hinter den Ausbildungsmethoden steht.
Ich habe dir erzählt, dass es keinen Ausbildungskanon gibt, dass es früher viel Druck, Angst und Frustration auf den Hundeausbildungsplätzen gab und du ein wenig über Ausbildungsmethoden und Lerntheorien wissen solltest. Damit kannst du jetzt dein Bauchgefühl füttern und die/den richtige/n HundetrainerIn für euch beide suchen. Bei Sätzen wie zum Beispiel:
-
- Hier muss die Rangordnung geklärt werden.
- Hier werden keine Hunde bestochen.
- Hier wird ausschließlich mit natürlicher Kommunikation gearbeitet.
- Du musst einfach nur härter und schneller sein.
- usw.
solltest du ganz schnell das Weite suchen und euch die Zeit sparen.
Die Qual der Wahl
Alles, was ich dir bisher erzählt habe, dient dazu, dir zu helfen, die richtige Wahl zu treffen. Denn nicht jede/r HundetrainerIn ist richtig für dich und deinen Hund. Ich hab versprochen, dir einen kleinen Leitfaden an die Hand zu geben, wie du eine/n gute/n HundetrainerIn findest.
Wir wollen jemanden, die/der den Beruf liebt und gerne macht und nicht nur als Job sieht, um damit Geld zu verdienen. Wenn es leicht geht, dann sollten du und dein vierbeiniger Hausgenosse sich auch noch wohl fühlen.
Die Checkliste
Hier eine kleine Checkliste. Die ist sicherlich nicht in Stein gemeißelt, aber sie bietet dir eine Orientierung.
Dein/e HundetrainerIn
-
- verfügt über eine einschlägige Ausbildung und hat Erfahrung
- bildet sich regelmäßig weiter
- geht respektvoll mit Menschen und Hunden um
- arbeitet mit Belohnung und Lob
- bietet für den Fall des Falles die Möglichkeit zu Einzeltrainings für euch beide
- sorgt für Pausen während des Trainings
- erkennt Überforderung und reagiert entsprechend
- legt Wert auf Kommunikation mit Handzeichen und Körpersprache
- nutzt keine tierschutzwidrige Hilfsmittel im Training
- ist bemüht, individuelle Lösungsansätze zu bieten
Die Frage nach einer/einem guten HundetrainerIn ist jetzt vielleicht noch immer nicht letztgültig beantwortet, ich denke aber, du hast jetzt einen Input bekommen, der dir hilft, die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir bemühen uns, dir die passende Ausbildung für dich und deinen Hund zur Verfügung zu stellen. Wir erfüllen alle Kriterien, die im Tierschutzgesetz gefordert sind. Wir halten alle Regeln ein, die wir dir als Auswahlkriterien genannt haben. Das alles auch in Zeiten von Corona und SocialDistancing.
Letztendlich liegt es jetzt aber an dir, selbst zu entscheiden, was dir wichtig ist. Wir sind jedenfalls mit viel Herz, Liebe und Verständnis für dich, deinen vierbeinigen Freund und eure Individualität da.
Deine Jana
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Als Hundebesitzer interessiere ich mich sehr für das Thema Hundetraining. Es ist wichtig zu wissen, dass nicht jeder Hundetrainer automatisch über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, um effektiv und professionell zu arbeiten. Interessant, dass die Weiterbildung zum Sachkundeprüfer ein wichtiges Kriterium ist, das auf fundiertem Fachwissen und Erfahrung basiert und somit die Qualität des Hundetrainings beeinflusst.