7 miese Tricks der Katzenfuttermittelindustrie

Es mag einem manchmal schummrig werden beim Gang durch den Futterfachmarkt: meterlange Regale, dicht gespickt mit Convenience Food jeglicher Qualität und jeglicher Preisklasse – von Junkfood bis hin zu hochwertiger Dosennahrung ist zwar alles zu finden, auf den ersten Blick jedoch gar nicht so leicht zu identifizieren. 

Eigentlich müsste dieses vielfältige Angebot doch das reinste Eldorado für unsere Katzen und uns als verantwortungsbewusste BesitzerInnen sein, schließlich scheint es für Katzen jeden Alters, jeder Rasse, jeder Haltungsform und jeglicher gesundheitlichen Disposition ein maßgeschneidertes Futtermittel zu geben. 

Wie kommt es, dass uns in der ganzheitlichen Veterinärpraxis dennoch Tag für Tag mehr Katzenpatienten begegnen, die nicht zuletzt aufgrund von anhaltenden, wenngleich sicher unbeabsichtigten Fütterungsfehlern schwer krank geworden sind?

Hier gelangst du direkt zu dem Punkt, der dich am meisten interessiert:

1. Überwiegend vegetarische Rezepturen – Kostenersparnis auf Kosten der Gesundheit 

2. Reine Nomenklatur? Tricks und Täuschungsmanöver in der Futtermitteldeklaration

3. Getreidefrei heißt nicht automatisch artgerecht

4. Futter speziell für Rassekatzen

5. Masse statt Klasse: Warum Füllstoffe den Körper krank machen

6. Futter soll Lebensmittel sein – und nicht dem Chemiebaukasten entspringen

7. Zusatzstoffe machen unsere Katzen süchtig

 

Boom der Futtermittelindustrie

 

Die Tierfuttermittelindustrie boomt: Allein 2019 wurden laut Untersuchungen des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe e.V. in Deutschland rund 1,6 Millionen Euro für Katzenfutter ausgegeben. Der/die TierhalterIn denkt, mit dem Griff zur hochpreisigen Spezialnahrung die Gesundheit der Katze bestmöglich fördern zu können und so mancher arttypischen Erkrankung ein Schnippchen zu schlagen – doch weit gefehlt: Mit unserem Wunsch, der Einzigartigkeit unseres domestizierten Stubentigers gerecht werden zu wollen, lässt sich ordentlich Geld verdienen. 

So gibt es inzwischen Spezialfuttermittel für die „stinknormale“ Europäisch Kurzhaar-Katze, ebenso wie für Rassekatzen wie Perser und Maine Coon. Es gibt Nahrung, die die Fellgesundheit langhaariger Katzen fördern soll, und solche, die bei den kurzhaarigen Katzen für einen dichten, glänzenden Pelz sorgt. Gekauft wird Futter für den lebenslustigen Streuner ebenso wie für die gemütlichen Couchpotatoe, Futter für Kitten und Senioren, Futter für ernährungssensible Katzen und solche, die immer mal wieder (katzentypisch?) erbrechen. 

Natürlich sind auch für sämtliche körperlichen Erkrankungen und Wehwehchen Spezialdiäten zu bekommen, zur Schonung von Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse, zur Behandlung von Harnwegsleiden und Verdauungsstörungen, zur Verbesserung der Beweglichkeit bei Katzensenioren und vieles mehr. Besonders innovativ scheint auch eine Spezialnahrung zu sein, die der Katze durch die Zugabe spezieller Aminosäure zu mehr seelischer Ausgeglichenheit und Wohlbefinden verhelfen soll. 

Die Frustration und Aggressivität unserer Katze, ihre nervige Unsauberkeit und ihre Launenhaftigkeit einfach wegfüttern? Das klingt zu schön, um wahr zu sein. 

 

Wie gefährlich können Spezialfutter sein?

 

Tatsächlich ist es gefährlich: Denn dadurch, dass uns die Futtermittelhersteller praktische Lösungen in Dosenform und im Portionsbeutelchen präsentieren, werden wir in Versuchung geführt, die Verantwortung für die Ernährung und letztlich auch die Gesundheit unserer Katze in die Hände der Industrie zu legen. Oftmals mit unabsehbaren Konsequenzen für unser Tier. 

Denn was ist das höchste Ziel der Industrie: Umsatz zu machen. Und das natürlich auf Kosten anderer. Die miesen Tricks der modernen Futtermittelindustrie, nur um uns noch exotischere, noch buntere Futtermittel anbieten zu können und damit unsere Katzen krank zu machen, sehen wir uns in diesem Artikel an. 

1. Überwiegend vegetarische Rezepturen – Kostenersparnis geht auf Kosten der Gesundheit 

 

Zwar blickt der Domestikationsprozess unserer Katze auf knapp 10.000 Jahre zurück – eine professionelle Katzenzucht jedoch besteht erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit begann der Mensch, Katzen ganz gezielt nach seinen optischen Ansprüchen zu züchten. In diesen knapp 150 Jahren hatte der hochspezialisierte Verdauungstrakt dieses reinen Karnivoren keinerlei Möglichkeit, sich grundlegend zu ändern; daher sind die Nahrungsbedürfnisse unserer domestizierten Wohnungskatze, unser preisgekrönten Rassekatze immer noch dieselben wie die ihrer wildlebenden Verwandten. 

Die Katze ist nach wie vor auf den Verzehr überwiegend tierischer Futterkomponenten ausgerichtet und darauf angewiesen, um gesund und agil zu bleiben. 

Die Fertigfuttermittelindustrie nimmt darauf jedoch keinerlei Rücksicht: Wenn sie mit tierischen Futterkomponenten arbeitet, so sind diese oftmals zweifelhafter Qualität und Herkunft – anstelle von hochwertigem Muskel- und Organfleisch finden sich daher in den meisten Convenience-Futtermitteln große Anteile schwerverdaulicher bindegewebiger Strukturen, die die Stoffwechselorgane unserer Katze über Gebühr belasten und zu unspezifischen Verdauungsstörungen wie Durchfällen und Erbrechen führen können. 

In den meisten Fällen verarbeitet die Futtermittelindustrie jedoch pflanzliche Futterkomponenten, um rein rechnerisch den Nährstoffbedarf der Katze decken zu können: Um Masse zu produzieren, verarbeiten die Hersteller oftmals einen hohen Anteil an Kohlenhydratquellen, pflanzlichen Eiweißen etwa aus Bohnen und sonstigen Hülsenfrüchten – oder aber sie verwenden reine Füllstoffe, beispielsweise aus der Holzverarbeitung (Stichwort Lignozellulose), um Masse generieren zu können, ohne in Qualität investieren zu müssen. 

Unterm Strich erhalten wir Futtermittel, die in einem unphysiologischen und tatsächlich gesundheitsschädigenden Maße vegetarisch sind und damit den Verdauungstrakt der Katze ebenso wie ihre zentralen Stoffwechselorgane belasten und nachhaltig schädigen können. 

Umso unverständlicher ist es, dass ausgerechnet die führenden Hersteller von Katzen-Diätnahrung Rezepturen wie diese zusammenschustern, um eine Katze mit eingeschränkter Nierenfunktion zu füttern: 

Maismehl, Reis, tierische Fette, Weizengluten, Pflanzenfasern, hydrolysiertes tierisches Protein, Isolat aus Sojaprotein, Mineralstoffe, Rübentrockenschnitzel, Fischöl, Sojaöl, Oligofructose.

Insbesondere bei Trockenfutter stoßen wir dabei auf so haarsträubend artwidrige Zusammensetzungen, dass diese Futtermittel vor allem als eines einzustufen sind: als Gesundheitsrisiko mit vermeidbaren Folgen. Keine große Rolle spielt es dabei, ob es sich um ein hochpreisiges Produkt oder um ein Futter aus dem Supermarkt handelt – eine Katze überwiegend oder ausschließlich trocken zu füttern, ist so artgerecht wie seinem Kaninchen grüngefärbtes Hackfleisch vorzusetzen. 

2. Reine Nomenklatur? Tricks und Täuschungsmanöver in der Futterdeklaration 

 

Drin ist, was drauf steht? Weit gefehlt! Dank europäischer Rechtsprechung haben die Hersteller von Tierfuttermitteln recht weite Spielräume, innerhalb derer sich ihre Rezepturen und Deklarationen bewegen dürfen. Setzt man sich mit dem vermeintlichen Inhalt von Dosen- oder Trockennahrung auseinander, wird schnell klar, warum ein kritisches, analytisches Denken so wichtig ist. 

Wir unterscheiden in der Tierfuttermittelindustrie zwischen sogenannten offenen und geschlossenen Deklarationen. Eine kleine Eselsbrücke: Eine offene Deklaration legt offen, was im Futter verarbeitet wurde, während bei einer geschlossenen Deklaration – nun ja – die Futterrezepturen hinter verschlossenen Türen gehalten werden. 

Das kann natürlich mit dem Konkurrenzdruck zusammenhängen, letztlich ziehen wir aus geschlossenen Deklarationen wie dieser hier „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (davon 4 % Huhn), Mineralstoffe, pflanzliche Nebenerzeugnisse, Zucker“ nur einen Schluss: Was genau der Hersteller da verarbeitet hat, sollen wir besser nicht erfahren. 

Nicht unbedingt ein Zeichen hoher Qualität und verantwortungsbewusster Produktion, wenn der/die TierbesitzerIn so im Unklaren darüber gelassen wird, was letztlich im Napf der Katze landet, oder?

Tatsächlich sagt die Deklaration dieses paté-ähnlichen Futters mit Huhn aus, dass 4 % des tierischen Anteils vom Huhn stammen. Die weiteren 96 % bleiben für den/die VerbraucherIn unbekannt. Hier können zahlreiche weitere Proteinquellen verarbeitet worden sein, ohne dass näher auf sie hingewiesen wird – gerade in Anbetracht der stets wachsenden Zahl an allergischen und verdauungssensiblen Katzen in der ganzheitlichen Veterinärpraxis ist ein solches Futter als Gesundheitsrisiko einzustufen. 

Auch wird nicht erfahren, welche tierischen Nebenerzeugnisse verarbeitet wurden. Handelt es sich nun um Fleischabschnitte oder um Organfleisch, das ja durchaus einen ernährungsphysiologischen Nutzen für den obligaten Carnivoren Katze hat – oder wurden wirkliche Schlachtabfälle verarbeitet, sprich Bindegewebe wie Lunge, Euter oder Hoden, Sehnen, Knorpel, Fell, Federn oder Füße? Klingt unappetitlich? Ist es auch. 

Und darüber hinaus ein relevantes gesundheitliches Problem für unsere Katze, die aufgrund ihrer besonderen Stoffwechsellage auf hochwertige und hochverdauliche Proteinstrukturen angewiesen ist. 

3. Getreidefrei heißt nicht automatisch artgerecht 

 

Nachdem immer mehr TierhalterInnen auf den scheinbar „artgerechten“ Zug in Sachen Tiernahrung aufspringen, werben immer mehr Herstellern mit „getreidefreien“ Rezepturen – schließlich würde eine Katze in freier Wildbahn ja auch nicht an der Weizenähre knabbern. Dass aus dieser Perspektive jedoch offenbar ein Maiskolben zum natürlichen Beuteschema zählen soll, zeigt sich in diesem Futtermittel: 

Getrocknetes Huhn & Truthahn 41 % (Huhn 25 %, eine natürliche Taurinquelle), Mais, Schweinefett, Lammfleisch (4,1 %), Gerste, getrocknete Rübenschnitzel (1,7 %), Hühnersoße, Fructooligosaccharide (0,69 %), Kaliumchlorid, Fischöl, Bierhefe.

Hier sind darüber hinaus noch Gerste und als Füllstoff getrocknete (Zucker-)Rübenschnitzel verarbeitet, für ein Plus an Zucker sorgen die Fructooligosaccharide, die der Katze Präbiotika liefern sollen, kritisch betrachtet aber ebenso artwidrig wie unsinnig sind, zumal da die Geschmacksrichtung „süß“ von der Katze nicht einmal wahrgenommen werden kann. 

Weitere Unarten der Fertigfuttermittelhersteller bestehen darin, ihre pflanzlichen Anteile so weit zu untergliedern, dass es den Anschein erweckt, als seien sie nur in einem geringen Maße verarbeitet – zählt man die Anteile etwa von Mais, Maismehl und Maiskleberfutter zusammen, so erkennt man eindeutig, dass der Anteil an stärkehaltigen Futterkomponenten das physiologische Maß weit übersteigt und deshalb zu gesundheitlichen Konsequenzen führen kann. 

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4. Futter speziell für Rassekatzen: Basis einer artgerechten Ernährung – oder Gimmick? 

 

Inwiefern unterscheidet sich der Magen-Darm-Trakt einer Perserkatze von dem einer Europäisch Kurzhaar? Inwieweit weichen Nährstoffbedarf eines Rassetieres und der eines Bauernhof-Upps-Wurfes voneinander ab? Wann gehen wir dazu über, Kater und Katze unterschiedlich zu ernähren? Wann beginnen wir, Futter für die unterschiedlichen Fellfarben zu designen? 

Lasst uns ehrlich sein: Allzu abwegig ist dieser Gedanke nicht. Schließlich finden sich für sämtliche Rassen und sämtliche Haltungsformen bereits maßgeschneiderte Futtermittel im Handel. Beim Hundefutter setzen die Hersteller noch eines drauf: So haben sie längst ein Futter auf den Markt gebracht, das mit Antioxidantien angereichert ist und insbesondere für jene Hunde geeignet ist, die im Stadtverkehr spazieren geführt werden und so einem Übermaß an Abgase und Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. 

Wir warten regelrecht auf ein Spezialfuttermittel für Katzen mit schwarzem Fell und weißen Pfötchen, die zwar in der Wohnung gehalten werden, aber Zugang zu einem Südwest-Balkon haben und von einem brünetten Frauchen gefüttert werden. 

Spaß beiseite: Diese vermeintlichen Spezialfuttermittel sind ausschließlich Geldmacherei und sollen den verantwortungsbewussten KatzenbesitzerInnen die Gewissheit geben, das Menschenmöglichste zu tun, nur um der Individualität der Samtpfote gerecht zu werden. Tatsächlich weichen die Rezepturen nur geringfügig voneinander ab – warum auch, wenn doch die Katzen, wie wir inzwischen wissen, „innerlich“ – sprich hinsichtlich ihrer Physiologie und ihrem Nährstoffbedarf – gleich sind? 

 

Spezialfuttermittel für ausgewachsene Perserkatzen: 

Geflügelprotein (getrocknet), Tierfett, Reis, Pflanzenproteinisolat*, Maisfuttermehl, Lignozellulose, tierisches Protein (hydrolysiert), Maiskleberfutter, Weizenfuttermehl, Mais, Hefen und deren Teile, Mineralstoffe, Zichorienfaser, Fischöl, Psyllium (Flohsamen und Hüllen; 1 %), Sojaöl, Fructo-Oligosaccharide, Hefehydrolysat (Quelle für Mannan-Oligosaccharide), Borretschöl, Tagetesblütenmehl (Quelle für Lutein).

 

Spezialfuttermittel für ausgewachsene Norwegische Waldkatzen: 

Geflügelprotein (getrocknet), Mais, Reis, Pflanzenproteinisolat*, Tierfett, Weizen, Lignozellulose, Weizenfuttermehl, tierisches Protein (hydrolysiert), Maiskleberfutter, Zichorienfaser, Fischöl, Mineralstoffe, Sojaöl, Psyllium (Hüllschichten und Samen), Hefen und deren Teile, Fructo-Oligosaccharide, Hefehydrolysat (Quelle für Mannan-Oligosaccharide), Borretschöl (0,1 %), Hydrolysat aus Krustentieren (Quelle für Glukosamin), Tagetesblütenmehl (Quelle für Lutein), Hydrolysat aus Knorpel (Quelle für Chondroitin)

5. Masse statt Klasse: Warum Füllstoffe den Körper krank machen 

 

Die Gesundheit steht und fällt mit der Ernährung – das gilt natürlich insbesondere für einen so hochspezialisierten Organismus wie den der Katze. Dennoch sind sich viele TierhalterInnen nicht bewusst, welche Konsequenzen die Verfütterung hochverarbeiteter Industrienahrung für die Verdauungs- und Stoffwechselleistung haben kann. 

Fragen wir im Rahmen der ganzheitlichen Ernährungsberatung beispielsweise nach der Kotmenge, so wird oftmals lachend von Häufchen berichtet, „auf die jeder Schäferhund stolz wäre“. Das Lachen bleibt den TierhalterInnen aber im Halse stecken, wenn wir sie darüber aufklären, dass ungewöhnlich große Kotmengen oftmals mit einer Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse (exokrine Pankreasinsuffizienz) im Zusammenhang stehen oder mit einer ausgesprochenen Minderwertigkeit des Futters – denn, halten wir es uns vor Augen, der Körper scheidet nur aus, was er im Stoffwechselprozess nicht brauchen kann. Je größer die Haufen, desto minderwertiger das Futter, das wir der Katze Tag für Tag vorsetzen. 

Für die großen Kotmengen ist oftmals ein Übermaß an Füll- und Ballaststoffen verantwortlich, das der Futtermittelhersteller angeblich aus gesundheitlichen Gründen in sein Produkt einarbeitet (Stichwort: Präbiotika) – wir sprechen unter anderem von Rübentrockenschnitzeln, Apfeltrester und Lignozellulose. 

Der eigentliche Grund dafür ist aber, dass der Hersteller durch die Zugabe dieser Ballaststoffquellen Masse produzieren kann, ohne sich selbst in Unkosten stürzen zu müssen. Dies hat langfristig gesundheitliche Konsequenzen: Ist das Futter mit allzu vielen Faserstoffen angereichert, kann das zu einem sekundären Nährstoffmangel führen. 

Vergleichen wir es mit Diätrezepten aus der Illustrierten: Wir essen Magenfüller ohne allzu viele Kalorien, um uns Sättigung vorzugaukeln, ohne dass wir wirklich Nährstoffe zu uns genommen haben. Der Katze präsentieren wir ein Nass- oder auch Trockenfutter, das nur so vor Ballaststoffen strotzt und das sie vermeintlich sättigt, ohne ihr tatsächlichen Nährwert zu liefern.

Ein Übermaß an Ballaststoffen kann darüber hinaus zu unspezifischen Verdauungsstörungen führen und darüber hinaus eine Rückresorption von Gallensäuren verhindern, sodass der Körper der Katze langfristig einen Taurinmangel erleidet – und dieser wirkt sich wiederum auf die Gesundheit von Augen, Herz und Nervensystem aus.

6. Futter soll Lebensmittel sein – und nicht dem Chemiebaukasten entspringen 

 

Zugegeben, man kann sich schon mal verlaufen im Dickicht der Futterdeklarationen – ohne zumindest einige Semester Medizin oder Biochemie studiert zu haben, wird man kaum schlau aus den Aufdrucken von Nassfutterdosen und Trockenfutterbeutelchen. 

Tatsächlich aber lohnt sich der Blick hinter die Kulissen der Nomenklatur: So verstehen die Futtermittelhersteller unter „hydrolisiertem Protein“ Eiweißextrakte überwiegend tierischer Herkunft, die durch eine intensive chemische Bearbeitung oder durch eine Bearbeitung mit Bakterienstämmen und Enzymen so aufgeschlüsselt wurden, dass sie zum Teil vom Körper nicht mehr als Proteinstruktur erkannt werden können – insbesondere in der Herstellung von hypoallergenen Futtermitteln zur Behandlung von allergischen Hauterkrankungen und unspezifischen Verdauungssymptomen hat sich dieses Verfahren etabliert. 

Ähnlich verhält es sich mit zugesetzten „Proteinen tierischen Ursprungs“, bei denen es sich um ein Eiweißpulver handelt, das den Proteingehalt der Mahlzeiten erhöhen soll, ohne dass kostspieliges Muskelfleisch verwendet werden muss. 

Auf demselben Prinzip beruht die Herstellung von „Fleischhydrolysat“, das, in Dosen und Portionsbeutelchen gepackt, das Kaubedürfnis der Katze befriedigen soll – hierbei handelt es sich schlichtweg um einen Fleischersatzstoff, „Analogfleisch“ gewissermaßen, das aus Eiweißpulver und Wasser hergestellt wurde. 

Welche gesundheitlichen Konsequenzen sich langfristig aus dem Verzehr dieser „Kunstnahrung“ ergeben, ist bislang nicht erforscht – zumal diese Untersuchungsergebnisse sicherlich nicht den großen Futtermittelherstellern in die Tasche spielen. So bleibt uns nur Vermutungen anzustellen, was mit einem so sensiblen, so hochspezialisierten Stoffwechsel wie dem der Katze geschieht, der im Falle einer Convenience-Fütterung mit Analogfleisch und synthetisch hergestellten Nahrungsergänzungsmitteln überlistet werden soll. 

Ist es ein Wunder, dass uns so viele chronisch kranke oder schwer verhaltensgestörte Tiere begegnen, dass Allergien und Autoimmunerkrankungen immer weiter auf dem Vormarsch sind, wenn wir das Futter doch vermeintlich so passgenau für alle Bedürfnisse und alle Lebenslagen maßschneidern?

7. Zusatzstoffe machen unsere Katzen süchtig 

 

Ja, Zusatzstoffe im Fertigfutter sind sinnvoll – denn jeder Verarbeitungsschritt geht mit einem Nährstoffverlust einher. Die Erhitzung auf bis zu 220 Grad zerstört Eiweißstrukturen, Vitamine und Enzyme und macht aus dem Doseninhalt eine klinisch tote Masse; über den Nährwert der gänzlich prozessierten Trockenfutterpellets wollen wir an dieser Stelle nicht diskutieren. 

Es ist daher sinnvoll, sogenannte ernährungsphysiologische Zusatzstoffe wie Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe hinzuzufügen – andere Zusatzstoffe hingegen werden hinsichtlich ihres Nutzens, vielmehr jedoch aufgrund ihrer potentiell gesundheitsschädigenden Wirkungen heiß diskutiert. Dazu zählen unter anderem technologische Zusatzstoffe, die der Haltbarmachung des Futters dienen und es ihm ermöglichen, bestimmte Konsistenzen anzunehmen. 

Als zootechnische Zusatzstoffe wiederum versteht man Substanzen wie etwa Kräuter, Samen und Beeren, aber auch Faser- und Ballaststoffe, die die Gesundheit und die Verdauungsleistung der Katze positiv beeinflussen sollen. 

Problematisch sowohl im Hinblick auf ihren gesundheitlichen Nutzen als auch im Rahmen einer Futterumstellung sind die sogenannten sensorischen Zusatzstoffe, die das Futter sowohl für den Geruchs- und Geschmackssinn der Katze als auch für die Optik und den olfaktorischen Anspruch der TierhalterInnen ansprechend gestalten sollen. 

Zu den sensorischen Zusatzstoffen zählen daher jede Art von Farbstoffen, die dem hochverarbeiteten und ultrahocherhitzen Futter eine satt braune, fleischige, glänzende Optik verleihen sollen oder durch eine bunte Farbvielfalt ein abwechslungsreiches Angebot an Geschmacksrichtungen und Nährstoffen suggerieren. 

Die Katzen wiederum profitieren aufgrund ihres eingeschränkten Geschmackssinnes von Aroma- und Geschmacksstoffen jeglicher Art, denen gegenüber sie durchaus auch ein Suchtverhalten entwickeln können. In der Praxis sehen wir daher bei den meisten Katzen eine ausgesprochen hohe Affinität zu stark riechenden Futtermitteln wie beispielsweise Trockenfutter, Leckerlis oder aber auch Thunfisch aus der Dose. 

Der Grundstock für dieses Suchtverhalten wird meist schon in der frühesten Welpenzeit gelegt und kann in späteren Jahren und bei der entsprechenden therapeutischen Notwendigkeit die Futterumstellung hin zu einer hochwertigeren, artgerechten Ernährung unnötig erschweren. Inzwischen weiß man, dass vor allem Geschmacksverstärker auf Basis von Mononatriumglutamaten imstande sind, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, das Nervensystem anzugreifen und zu reizen (Stichwort: zerebrale Allergie) und ein Suchtverhalten bei der Katze auszulösen. 

 

Lass dich nicht täuschen!

 

Die Katzenfuttermittelindustrie hat einige gute Tricks parat, denen viele BesitzerInnen nur zu gerne auf den Leim gehen – was ja auch verständlich ist, wenn man es nicht besser weiß. So ein Spezialfutter, das noch dazu teuer ist, wirkt ja oft vertrauenserweckend. Dass man seiner Katze damit jedoch sogar schaden kann, wissen die Wenigsten. Vielleicht gibt dir dieser Artikel ja einen Anstoß, genauer hinzuschauen und statt in teure Spezialfutter lieber in eine Ernährungsberatung für Katzen zu investieren.

Franzisca Flattenhutter

Ich bin Franzisca … und wohl der Inbegriff dessen, was man „verrückte Katzenlady“ nennt. Als Tierheilpraktikerin liegt mein Fokus auf klassischer Homöopathie und ganzheitlicher Ernährungsberatung – letzteres darf ich nun in der Online-Ausbildung zum/zur KatzenernährungsberaterIn an dich weitergeben.

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Kommentare zum Artikel (2)

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2 Kommentare

  1. Grüngefärbtes Hackfleisch für Kaninchen

    Ansonsten, genau die aufgezählten Punkte, die man beim Hundefutter auch nennen kann- ich persönlich (emp)finde, dass es noch mehr minderwertiges Katzen- als Hundefutter gibt. Mag sein, dass dies am höheren Fleischbedarf der Katze liegt und da gibt es leider sehr wenige Hersteller, die einen hohen Anteil, und dann auch noch hochwertiges Protein, verarbeiten.

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  2. Danke für deinen Kommentar, liebe Sandra – ja, diese Erfahrung mache ich leider auch wieder. Deshalb betone ich stets, dass für mich die Katzen die am häufigsten missverstandenen Haustiere sind; gerade hinsichtlich ihrer tatsächlichen Nahrungsbedürfnisse gibt es noch zahlreiche Unsicherheiten und Unklarheiten, die wir im Rahmen dieser sehr umfangreichen Ausbildung aufdecken wollen 🙂 Alles Liebe! Franzisca

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Hallo! Wir sind Lisa-Marie (links) und Paulina (rechts) von der Dogtisch Academy.

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