Zahnhygiene für den Hund

Dank medizinischen Erkenntnissen und der immer besseren Haltung erreichen unsere Lieblinge ein immer höheres Alter.

Mit den Jahren kommen dann leider ein paar Problemchen mehr hinzu. Fast immer haben unsere Gefährten mit Zahnschmerzen zu kämpfen. Sie leiden an Karies und unter der Bildung von Zahnstein. Kleine Hunderassen, die zuchtbedingt eng aneinander liegende Zähne haben, sind öfter betroffen als größere Rassen, bei denen der Abstand zwischen den Zähnen größer ist. Ist der Abstand nicht groß genug, kann der Hund den entstehenden Belag zwischen den Zähnen schwieriger selbständig, durch Knabbern oder anderen Tätigkeiten, entfernen.

Großunternehmen und Marktführer spitzen hier natürlich ihre Ohren. 😉

Es gibt zahlreiche verschiedene Arten von „Fressputzprodukten“ am Markt. Welche Kau- & Putzartikel kannst du zukünftigen Kunden empfehlen? Worauf sollte bei der Wahl der richtigen Produkte geachtet werden? Alles zu dem Thema lernst du in folgendem Artikel. Los gehts!

Springe direkt zu dem Punkt, der dich am meisten interessiert:

Was ist Zahnstein?

Zahnstein beim Hund vorbeugen – aber wie?

Zähneputzen beim Hund

Fressputzprodukte

Ursprüngliches Zähneputzen beim Hund

Natürliche Produkte für die Zahnpflege beim Hund

Was ist Zahnstein? 

 

Bereits im 2. Lebensjahr weisen viele Hunde bräunlich – grünliche Anlagerungen an den Reiß- und Backenzähnen auf. Diese Verfärbungen entstehen aus dem uns wahrscheinlich allen bekannten weißen weichen Belag. Dieser Belag, auch als Plaque bekannt, besteht aus Speichel, Futterresten und Mikroorganismen. Ein interessantes Buch zu Zahnbehandlungen beim Hund ist dieser Bild-Atlas von Markus Eickhoff.

Mit Hilfe der im Speichel enthaltenen anorganischen Bestandteilen, unter anderem der Mineralstoff Calcium, wird aus der anfänglich weichen, noch leicht zu entfernenden Substanz, ein fester rauer Zahnstein gebildet.

Ist Zahnstein einmal entstanden, ist es fast unmöglich, diesen durch leichtes mechanisches Abreiben selbstständig zu entfernen. In den meisten Fällen muss der Tierarzt/die Tierärztin den Eingriff zur Zahnsteinentfernung unter Vollnarkose durchführen. Diese ist belastend für den Hund und mit hohen Kosten verbunden.

Zahnstein beim Hund vorbeugen. Aber wie? 

 

Ist es bereits zu Zahnsteinbildung gekommen, ist es wichtig in regelmäßigen Abständen zu überprüfen, ob das Zahnfleisch nicht eine Entzündungsreaktion aufweist. Durch die raue Struktur des Zahnsteins siedeln sich genau an diesen, mit Zahnstein umgebenden Stellen, vermehrt Bakterien an.

Bakterien sondern durch Stoffwechselvorgänge für den Hund giftige Substanzen ab, mangelt es nun weiterhin an Zahnhygiene kann dies zu massiven Beeinträchtigungen des Körpers führen. Das Bakterienaufkommen wird immer größer und die dadurch resultierenden Stoffwechselprodukte ebenfalls.

Das in der Maulhöhle liegende Zahnfleisch reagiert auf diese fremdartigen, für den Hund schädlichen, Substanzen mit einer Entzündung.  Nun stinkt er nicht nur fürchterlich aus dem Maul, sondern wird auch höchstwahrscheinlich große Schmerzen haben.

HundebesitzerInnen bemerken natürlich, dass der Hund beim Spielen oder nach dem Knabbern an Gegenständen leicht zu bluten beginnt. Mit der Zeit verliert er an Appetit und Lebensfreude. Der gesamte Körper wird belastet. Im schlimmsten Fall verliert er durch die Entzündung, die den Halt des Zahnfleisches beeinträchtigt, seine Zähne.

Schon vor einigen Jahren ergaben Studien, dass Bakterien, die für die Zahnfleischentzündung verantwortlich sind, im gesamten Körper wandern und an anderen Stellen zu Problemen führen können. So sollte die Zahnhygiene ein fester Bestandteil einer artgerechten Haltung sein.

Zähneputzen beim Hund 

 

Es klingt vielleicht eigenartig und fremd, doch es kann dem Hund einige Besuche beim Tierarzt/bei der Tierärztin ersparen. Wir schonen dadurch nicht nur den Hund, sondern auch unser Geldbörserl. 😉

Hunden die Zähne manuell zu reinigen, ist eine kontrollierte Möglichkeit, Plaque zu entfernen und somit Zahnstein vorzubeugen. Hierfür gibt es speziell hergestellte Putzartikel.

Eine zweiköpfige Zahnbürste, mit einer kleinen und etwas größeren Bürste, und eine extra für Hunde entwickelten aromatisierte Zahnpasta werden für die Reinigung verwendet. Die Zahnbürste, die nicht allzu harte Borsten hat, wird mit der Zahnpasta bestrichen und über die Zähne geführt. Damit der Hund die Zahnpasta nicht sofort schluckt, kann sie mit dem Finger zwischen die Borsten gedrückt werden.

Alternativ gibt es diese superweichen Silikonzahnbürsten.

Bitte verwende KEINE für Menschen entwickelte Zahnpasta – diese enthält für den Hund unverträgliche Stoffe, die zu Nebenwirkungen führen können. Natürlich sind eine langsame Einführung und das Erlernen des Zähneputzens notwendig.

Nur die wenigsten Hunde werden es von Anfang an mögen.

Kurze Einheiten an den Reißzähnen, während der Eingewöhnungsphase, sind ideal. Mit jedem Mal können die Einheiten verlängert und auf alle Zähne ausgeweitet werden. Fingerzahnbürsten sind für den Anfang auch sehr gut geeignet. Ein fester mit Noppen versehener Fingerhandschuh wird mit Zahnpasta bestrichen und anschließend über die Zähne gerubbelt.

„Fressputzprodukte“ 

 

Große Firmen haben schon vor einigen Jahren bemerkt, dass die Zahnproblematik viele HundehalterInnen beschäftigt – wie oben bereits erwähnt. Somit sind einige Hundekauartikel zu finden, die das Zähneputzen und das Entfernen von Zahnstein versprechen. Durch das Fressen dieser meistens aus minderwertigen Inhaltsstoffen hergestellten Produkte sollen Zähne von Schmutz befreit werden.

Damit Zahnstein nicht entstehen kann, ist das Entfernen von weichem Plaque und Regelmäßigkeit der Hygienemaßnahme erforderlich. Der weiße leicht entfernbare Belag haftet am gesamten Zahnhals und muss abgerieben werden. Achte darauf, dass „das Fressputzprodukt“ an den gesamten Zahn gelangen kann und nicht nach zwei Bissen runter geschlungen ist.

Der Hund hat das Gebiss eines Beutegreifers und schlingt nun mal seine Nahrung hinunter. Schluckt er den gesamten Knochen nach 2-3 Bissen ab, hat es keinerlei bzw. geringe Reibung am Zahn hervorgerufen und der Belag haftet immer noch.Bedenkt auch, dass der Hund nur mit seinen Backenzähnen beißt, die Reißzähne bleiben bei diesen Artikeln meistens unbenutzt.

Außerdem sollte die Zusammensetzung dieser Artikel gründlich überprüft werden. Oftmals bestehen diese Zahnputzartikel aus stark verarbeiteten Getreideprodukten, die nicht alle Hunde vertragen.

Bekommt dein Hund täglich so ein Fressputzprodukt?

Dann solltest du es in die Tagesration berechnen. In diesen Produkten steckt viel Energie die, wenn sie nicht verbraucht wird, zu Übergewicht führen kann. Ab und an finde ich in der Zusammensetzung dieser Fressputzprodukte beigesetzte chemische Stoffe, die die Zahnsteinbildung unterbinden sollen, das finde ich fragwürdig …

 

„Spielend Zähne putzen“

Kauft man Zahnputzartikel, die spielend die Zähne unserer Hunde putzen sollen, ist wieder darauf zu achten, ob genügend Reibung für die Entfernung von Belag in den Zahnzwischenräumen entsteht und aus welchem Material dieser Zahnputzartikel besteht. Materialen aus Naturkautschuk sind zu bevorzugen. 

Hunde sollen höchstwahrscheinlich auf diesem Gegenstand lange und oft kauen um den Effekt des Putzens zu erreichen.

Dabei werden sie immer wieder ein bisschen von dem Gegenstand abkauen und in den Körper aufnehmen. Ist das Spielzeug aus bedenklichen Silikon oder Plastik hergestellt, können sich Giftstoffe im Körper anlagern und zu späteren Folgeerkrankungen führen. Dies gilt übrigens für alle anderen Spielsachen auch. Zu unseren Empfehlungen gehören das Zahnputz-Spielzeug von Petpany und der Stick von Bamomby.

Auch spielerische Zerrspiele können dem Hund bei der Zahnsäuberung helfen. Einfach einen Lappen nehmen und darauf achten, dass er während dem Spielen richtig gut auf dem Stück zupackt und herumreißen kann. Alternativ gibt es tolle Spielzeuge zu kaufen, die perfekt für diesen Zweck passen. Du solltest natürlich auch bedenken, dass bei dieser Art von Spiel ein gut sitzendes Abbruchsignal von Vorteil wäre!

Du kannst aber auch zum Beispiel klassisch aus Baumwolle hergestellte Spieltaue dafür verwenden.

Hierbei ist auch die Intensität des Zerrvergnügens zu beachten, da es bei zu viel Zug auch zu Schäden der Zähne kommen kann.

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Ursprüngliches Zähneputzen beim Hund 

 

In der freien Wildbahn, als der Hund noch auf das Jagen angewiesen war, hat er sich mit Hilfe seiner Beute die Zähne geputzt.
Nach dem Erlegen der Beute hat er nicht nur durch das Herausreißen von Muskelfleisch seine Kaumuskulatur enorm trainiert, sondern auch den weichen Belag abreiben können. In den meisten Fällen hatte die Beute auch noch ein Fell, das als Ersatz der Borsten einer Zahnbürste fungierte.

Heutzutage ist es kaum vorstellbar, einem Hund einen ganzen Hasen oder ein ganzes Huhn als Mahlzeit anzubieten. Wird der Hund mit rohen Komponenten gefüttert, ist es allerdings sehr wohl eine gute Wahl, ihm zwei bis drei Mal in der Woche ein großes Stück Fleisch zu geben. Es muss so groß sein, dass der Hund an dem Stück beißen muss, bevor er es runter schlingt. Dabei wird der angelagerte Belag abgerieben und die Anlagerung von Zahnstein vorgebeugt.

Natürliche Produkte für die Zahnpflege beim Hund 

 

Produkte, die alternativ zur Zahnpflege verwendet werden können, sind zum Beispiel das AbwurfgeweihDas Geweih wird ein Mal im Jahr schmerzfrei abgeworfen und wächst anschließend im nächsten Jahr wieder nach. Diesen Abwurf können wir unseren Hunden als Kauspaß und Zahnpflegeprodukt anbieten. Da dieser Kopfschmuck sehr hart ist, wäre es am besten dem Hund ein bereits halbiertes Stück anzubieten, da hierbei die Gefahr von Mikrorissen in der Zahnstruktur minimiert ist. Ich persönlich aber rate davon ab. Manche HundebesitzerInnen schwören zwar darauf, aber mir ist die Gefahr zu groß.

Dann gibt es noch das Holz. Die Torgaswurzel ist ein unbehandeltes sehr robustes, nicht splitterndes Wurzelholz, an der unser Hund sehr lange nagen kann. Dabei wird seine Kaumuskulatur geschult und seine Zähne bleiben gesund.

Eine Alternative dazu wäre auch das Kaffeeholz. Es ist ein Stück Holz, ohne Ecken und Kanten. Es sieht einem Knochen sehr ähnlich oder einfach nur einem tollen Stöckchen, was den Vorteil hat, dass Hunde deshalb motivierter sein könnten darauf herum zu nagen. Der Kaffeeholz-Kaustab splittert nicht, sondern er zerfasert. Dies ist aber so gering, dass es unbedenklich für den Hund ist.

Eine andere Möglichkeit, den Zahnstein zu lösen, wären Algen.

Einige HundebesitzerInnen meinen, jodhaltige Algen als Zusätze beugen Zahnstein vor. Es gibt spezielle Algenmischungen, deren Hauptbestandteil meistens die Alge Ascophyllum Nodosum, auch Knotentang genannt, ist. Man gibt die angeführte Menge einfach über das Futter seines Lieblings und nach ungefähr zwei Monaten soll der Zahnstein leichter zu entfernen sein. Aber ACHTUNG: Seealgen sind sehr jodhaltig. Die richtige Dosierung ist hier entscheidend!

Wenn der Hund mit Rohfleisch und den dazugehörigen Komponenten ernährt wird, bekommt dieser in den meisten Fällen auch Rohfleischknochen. Das darauf noch vorhandene Fleisch wird dann vom Hund abgenagt und somit ist auch hierbei ein putzen der Zähne gegeben. Man sollte jedoch beachten, dass man dem Hund keine tragenden Knochen anbietet, da diese schlichtweg zu hart sind. Auch getrocknete oder gekochte Knochen sollten bei der Fütterung vermieden werden, da hier Verletzungen an den Zähnen bzw. im Maul und im Verdauungstrakt passieren können!

Es ist ja schon richtig verrückt, aber es gibt sogar Ultraschallzahnbürsten für Hunde. Hast du das gewusst?

Das Prinzip ist der für Menschen gedachten elektrischen Handzahnbürste sehr ähnlich, jedoch arbeitet diese mit reinem Ultraschall und bis zu 96 Millionen Schwingungen pro Minute (zum Vergleich: eine herkömmliche elektrische Zahnbürste hat zwischen 20.000 und 30.000 mechanischen Schwingungen pro Minute). Aber wie genau funktioniert es nun?

Die nicht hörbaren Schwingungen werden über den Ultraschallaufsatz, einer speziellen Zahncreme und über den Speichel auf die Zähne, das Zahnfleisch, den Gaumen und auf die Zunge übertragen. Außerdem werden hierbei sehr viele Mikrobläschen gebildet, die dann sogar in kleinste Zwischenräume gelangen und dort Verunreinigungen entfernen können.

Wenn der Hund allerdings sehr starken Zahnstein hat, ist es sinnvoll, diesen vorher von einem Tierarzt/einer Tierärztin entfernen zu lassen, da er viel weiter zur Wurzel vorgedrungen ist, als es tatsächlich erkennbar ist und die meisten Ultraschallzahnbürsten noch nicht so tief durchdringen können. Bei geringen Verfärbungen bzw. Verschmutzungen kann man diese neuartige Zahnpflege aber bedenkenlos einsetzen!

 

Fazit:

 

Auch wenn wir unserem Hund regelmäßig Zahnpflegeprodukte anbieten, sollte ein kontrollierender Blick in die Maulhöhle nicht fehlen! Es kann trotz aller Bemühungen passieren, dass Zahnstein entsteht, dieser sollte, wenn er sehr ausgeweitet ist, von einem Tierarzt/einer Tierärztin entfernt werden. Die erwähnten Empfehlungen sind zwar eine gute Unterstützung aber reichen nicht bei jedem Vierbeiner aus.

Unsere Vierbeiner sind unsere besten Freunde und für viele von uns bereits Kindersatz. Wusstest du, dass es sogar bereits Milchzahndosen für unsere Vierbeiner auf Amazon zu kaufen gibt? Sogar graviert!

Aber zurück zum Zähneputzen: Mir ist nur wichtig, dass du eines weißt: Geschmäcker sind verschieden. Und jede/r HundebesitzerIn entscheidet sich für andere Hilfen bei der regelmäßigen Zahnpflege. Als HundeernährungsberaterIn ist es wichtig, tolerant und objektiv auf sämtliche Entscheidungen zu reagieren. Trotzdem liegt es an uns, die richtigen Impulse zu setzen.

Ich hoffe, ich konnte dir einen guten Überblick über die Welt der Putzprodukte verschaffen! Welche du deinen neuen KundInnen weiterempfehlen wirst, liegt natürlich an dir! Und bei Fragen kannst du natürlich jederzeit einen Kommentar hinterlassen.

 

Photo by Brian Brxtn on Unsplash

Paulina Adamczyk

Als zertifizierte Heilkräuter-, Vitalpilz- & Aromaöl-Beraterin für Hunde ist es mir eine Herzensangelegenheit, HundebesitzerInnen mehr Wissen über unsere Natur näher zu bringen. Das ist mein persönliches „Warum“ für diesen Blogartikel. Noch mehr dazu lernst du in unserer Online-Ausbildung.

 

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