Epilepsie beim Hund
Epilepsie ist eine ernste Erkrankung, die nicht nur Menschen, sondern auch unsere Hunde treffen kann. Unsere liebe Katja hat sich bereiterklärt, einen tollen, informativen Blogartikel über dieses Thema zu schreiben.
Lies den Artikel von vorn bis hinten oder springe direkt zu dem Punkt, der dich am meisten interessiert:
Symptome einer Epilepsie beim Hund
2 Arten von Epilepsie beim Hund
Behandlung einer Epilepsie beim Hund
Vorbeugung von epileptischen Anfällen beim Hund
Natürliche Hilfsmittel bei Epilepsie beim Hund
Was ist Epilepsie beim Hund?
Epilepsie tritt bei Hunden relativ häufig auf, gerade bei bestimmten Rassen oder Vorerkrankungen ist das Risiko für diese neurologische Erkrankung erstaunlich hoch. Bei einem epileptischen Anfall kommt es zu unkoordinierten elektrischen Entladungen im Gehirn, da die Nervenzellen übermäßig erregt sind. Es handelt sich dabei um eine Funktionsstörung, das sogenannte Gewitter im Kopf – ein sogenannter Cluster entsteht.
Bei jedem/jeder BesitzerIn ist der Schock sicher groß, wenn der Hund plötzlich von Krämpfen geschüttelt wird und nicht mehr ansprechbar auf der Seite liegt. Es können aber auch nur Muskelzuckungen, Schnappen mit dem Kiefer oder andere untypische Verhaltensweisen auftreten – aus dem Grund ist Epilepsie nicht immer leicht, bzw. gleich zu erkennen.
Symptome einer Epilepsie beim Hund
Normalerweise laufen epileptische Anfälle in drei Phasen ab.
Phase 1: Veränderung des Verhaltens
• Angst oder Aggression, aber auch Unruhe beziehungsweise übermäßige Ruhe
• vermehrter Speichelfluss, Urinieren oder Erbrechen
• vermehrtes Aufmerksamkeitsbedürfnis, jault, bellt oder zieht sich zurück und versteckt sich
Phase 2: der eigentliche Anfall
• Versteifung der Muskulatur
• kann zu Boden fallen und mit gestreckten Beinen und überstreckter Kopfhaltung auf der Seite liegen
• steif zuckende oder paddelnde Bewegung mit den Beinen
• Zittern, starkes Speicheln oder Bellen und Winseln sind möglich
• schnelleres und heftigeres Atmen ist möglich sowie eine dunklere Färbung der Zunge
• Kontrollverlust über Blase und Darm
Phase 3: Verhaltensänderung nach dem Anfall
• kann erschöpft und desorientiert sein
• mangelnde Koordinationsfähigkeit
• vermehrter Durst oder Hunger
Es können aber auch nur partielle epileptische Anfälle in Form von:
• Zucken eines Muskels oder einer Extremität,
• Löcher in die Luft starren oder
• schnappen nach Dingen, die nicht da sind
stattfinden.
2 Arten von Epilepsie beim Hund
Es wird unterschieden zwischen zwei Formen der Epilepsie: der primären (idiopathischen) und der sekundären (symptomatischen) Form. Bei der primären/idiopathischen Form liegt keinerlei Grunderkrankung vor. Der Hund ist eigentlich gesund – es liegt keine Ursache für die Krampfanfälle vor.
Die sekundäre Form der Krankheit entsteht durch Grunderkrankungen. Häufige Ursachen dafür können sein:
• Enzephalitis
• Vergiftungen (z. B. durch Aluminium, Quecksilber, Insektizide)
• bestimmte Infektionen mit Viren (z. B. Herpes)
• Herzerkrankungen
• Traumen jeglicher Art (auch körperlich)
• Gehirntumore und -entzündungen
• Leber- und Nierenerkrankungen
• Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes)
Behandlung einer Epilepsie beim Hund
Leider ist eine Epilepsie nicht heilbar – aber behandelbar. Die Behandlung richtet sich danach, um welche Form der Epilepsie es sich handelt. Dies geschieht durch den Tierarzt/die Tierärztin oder die Tierklinik mittels umfangreicher Diagnostik (neurologische Untersuchungen, Blutuntersuchungen, Röntgen- und MRT-Aufnahmen, Analyse von Gehirnflüssigkeit und EEG).
Der Tierarzt/die Tierärztin wird danach die richtigen Medikamente in einer gut eingestellten Dosis verordnen. Bei der primären Epilepsie wird versucht, die Übererregbarkeit der Gehirnzellen einzuschränken, um den Anfällen vorzubeugen.
Bei der sekundären Form wird die Grunderkrankung therapiert, damit die Anfälle nicht mehr auftreten. Liegt die Ursache der Krankheit im Gehirn, werden im Normalfall Antiepileptika verordnet, um die Häufigkeit der Anfälle und deren Verlauf zu linden.
Oftmals kann eine lebenslange medikamentöse Therapie notwendig sein, diese schlägt aber in den meisten Fällen gut an. Leider kann es gerade auch in den ersten Wochen der Einnahme zu Nebenwirkungen wie Trägheit, Lustlosigkeit und Appetitlosigkeit kommen.
Vorbeugung von epileptischen Anfällen beim Hund
Wenn ein Hund von der Erkrankung betroffen ist, sollte man bei ihm auf einen geregelten, stressarmen Alltagsablauf achten. Auch die Führung eines Epilepsie-Tagebuchs, in dem Häufigkeit und Intensität der Anfälle festgehalten werden, hat sich bewährt. Kurze Video-Sequenzen der Anfälle helfen deinem Tierarzt/deiner Tierärztin auch bei der Behandlung und Diagnosestellung.
Das Royal Veterinary College in London hat eine kostenlose Epilepsie-App entwickelt, den „RVC Epilepsie-Tracker für Haustiere“. Diese besitzt Funktionen eines Tagebuchs über Anfälle und Medikamente sowie viele Informationen rund um die Erkrankung.
Sinnvoll ist es auch, keine chemischen Mittel gegen Endo- und Ektoparasiten mehr zu benutzen, wenn möglich nur noch mit biologischen Putzmitteln zu hantieren und Elektrosmog zu vermindern.
Es empfiehlt sich in jedem Fall, zusätzlich auch eine Ernährungsumstellung vorzunehmen. Auf künstliche Zusatzstoffe sollte verzichtet werden, da gerade Konservierungsstoffe im Verdacht stehen, Krampfanfälle auszulösen. Auf hochwertige Proteinquellen sollte geachtet werden, ebenso sollten Getreide, Bierhefe und bestimmte Kräuter wie Salbei und Rosmarin nicht mehr auf dem Speiseplan stehen.
Rotes Fleisch wie Rindfleisch kann auch als Trigger agieren, deshalb lieber auf Hähnchen-, Lammfleisch etc. zurückgreifen. Eine zusätzliche Gabe von Vitamin B und Magnesium ist auch sinnvoll, da man einen Mangel auch mit Krampfanfällen in Verbindung bringt. Taurin und Omega-3-Fischöl können auch positiv unterstützten und Krampfanfälle reduzieren.
Neuere Studien untersuchen gerade, ob eine ketogene Ernährung des Hundes einen Einfluss auf die Häufigkeit der Anfälle bei primärer Epilepsie haben könnte.
Eine positive Lebenseinstellung des Besitzers/der Besitzerin überträgt sich natürlich auch auf den Hund.
Natürliche Hilfsmittel bei Epilepsie beim Hund
Es gibt natürlich auch einige pflanzliche Mittel, die zum Beispiel die Häufigkeit von Anfällen mindern können. Dazu gehören Baldrian und Hopfen aus der Phytotherapie, CBD-Öl, Vitalpilze, Homöopathie und die Bachblütentherapie.
Die Auswahl der passenden Mittel gehört aber aufgrund der Komplexität in die Hände einer Fachperson. Nicht jedes Mittel ist für jede Diagnose passend und nur wenn es genau auf den Hund und seine Diagnose abgestimmt ist, entfaltet es auch eine Wirkung.
Epilepsie beim Hund – Rassedisposition
Es kann natürlich jeden Hund treffen, aber bei folgenden Rassen kann die idiopathische Epilepsie etwas häufiger auftreten:
• Labrador Retriever
• Golden Retriever
• Weimaraner
• Boxer
• Magyar Viszla
• Beagle
• Englischer Springer Spaniel
• Irish Setter
• Pudel
• Dackel
Epileptische Anfälle – was kann ich im Notfall tun?
Verletzungen sind sehr selten, können aber vermieden werden, indem man bei einem Anfall (oder der Vermutung, dass einer bevorsteht) alle umliegenden Gegenstände zur Seite räumt, auch Babyschutzgitter an Treppen etc. zu verschließen, ist in dem Moment hilfreich. Wenn ein Krampfanfall kurz bevorsteht, sollte man alle Sinnesreize wie Fernsehen, helles Licht etc. ausschalten, Vorhänge schließen und sich selbst leise verhalten.
Es kann sehr hilfreich sein, die Dauer des Krampfanfalls zu messen und anschließend im Epilepsie-Tagebuch zu dokumentieren. Anschließend sollte der Hund die Möglichkeit haben, sich unter Aufsicht in einem ruhigen, dunklen Raum zu regenerieren.
Dauert ein Krampanfall länger als fünf Minuten an, oder bekommt der Hund mehrere Anfälle an einem Tag, sollte unverzüglich ein Tierarzt/eine Tierärztin kontaktiert werden. Dies ist sehr wichtig, da es bei länger andauernden Anfällen zu einem Anstieg der Körpertemperatur kommen kann, der zur Schädigung verschiedener Organe (z. B. Leber und Nieren) oder des Gehirns führen könnte.
Während eines Krampfanfalls sollte man NIEMALS seine Hand in die Nähe oder sogar in das Maul des krampfenden Hundes bringen – man könnte dadurch selbst verletzt werden.
Fazit zu Epilepsie beim Hund
Die Diagnose Epilepsie ist für liebende HundebesitzerInnen oft ein schwerer Schlag. Die gute Nachricht ist aber, dass Epilepsie beim Hund gut behandelbar ist. In jedem Fall ist es ratsam, sich mit dem Tierarzt/der Tierärztin des Vertrauens abzusprechen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Photo by Reuben Mcfeeters on Unsplash
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